1. Göttinnenspiel


    Datum: 05.05.2019, Kategorien: BDSM Autor: bybesslamess

    Winston, wie er die Treppen hinaufhastet wie jeden Tag: Sein Blick ist gerade nach vorne gerichtet; er vermeidet den Seitenblick, den Blick der Passantinnen auf den Rolltreppen. Er ist nicht zu spät. Winston liebt Ordnung und liebt das Gefühl, wenn er gerade genug Zeit hat. Kurz ist er unachtsam, und sein Blick begegnet dem Blick einer Göttin, die sofort und verächtlich die Augen verdreht. Das Programm läuft. Sofort bestarrt Winston wieder Beton vor den Füßen.
    
    Drüben der Pranger zieht neugierig Blicke auf sich: schon strömt alles hin. In Winston wallt eine Panik hoch; er sucht nach einem Weg zwischen den Anzügen, bunten Röcken und Hosen, aber die Menge zieht ihn mit sich wie ein erbarmungslos reißender Strom, und für Augenblicke keucht er um Luft. Er hat kaum Orientierung, bis er zum Stehen kommt.
    
    Da erhebt sich die Absperrung stark aus Metall, einst ein Provisorium der Interimspolizei, stehengeblieben und zur festen Institution erstarrt. Winston möchte nicht gern auf den armen Kerl hinstarren, der da gefesselt steht, entblößt bis auf den Kittelrock, die Arme nach oben verdreht. Ein rotes Zeichen ist krude auf seine verschmierte Brust getan, das nach unten weisende Dreieck derer, die einer Zugehörigkeitsgöttin öffentlich widersprachen. Immerhin ist sein Gesicht fest unter der Maske verdeckt, und sein Zugehörigkeitsband wurde ihm nicht abgenommen, also wird seine Göttin ihn wieder aufnehmen, wenn er die Strafe gebüßt hat. Auf seinem Leib stehen schon Haarstummeln, auch ...
    ... unter den nach vorne entblößten Achseln sprosst wildes, buschiges Haar. Beim Anblick läuft sofort etwas wie ein uralter Reflex durch Winstons Bauch, eine wühlende Übelkeit, und er hat den Geruch von Schweiß und Dreck in der Nase wie schweres Gift. Sofort ist da auch Wut auf den, der da gestört hat, und Winston denkt, wie der ihm den Tag schwermacht; womöglich wird er jetzt trotz aller Umsicht zu spät kommen, und kann gar nichts dafür. Wenn es schon so beginnt, geht es womöglich noch schlimmer weiter.
    
    Da baut sich hinter ihm eine Sicherheitsgöttin auf; ihre rote Uniform ist so attraktiv, wie sie einschüchtert. An ihrer Seite der Gummiknüppel macht einen tiefen, seltsam beruhigenden Eindruck.
    
    "Na Kleiner", sagt sie zu Winston, der sich versteift. "Hast du nichts zu werfen? Magst du ein faules Ei oder lieber die Spraydose?"
    
    Keins von beiden, denkt Winston kurz, bevor er sich für die Spraydose entscheidet. Sie erscheint ihm irgendwie sauberer. Die Göttin drückt ihm die Dose in die Hand und wendet sich ohne weiteres ab. "Danke", sagt Winston noch. Dann steht er da, seine Spraydose in Händen, und da er sie hält, muss er sie freilich auch nützen. Er zielt auf die Brust und den Bauch, wo sich die juckenden roten Pusteln schnell mehren. Andere zielen zugleich, und während das Männchen sich windet, geht durch die Menge ein Johlen.
    
    Sanft stellt Winston die Spraydose ab: Er fühlt, dass er seiner Pflicht nachkam und frei ist, zu gehen. Ganz kurz geht sein Blick unsicher zurück, ...
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