1. Malcom McBannister 02


    Datum: 15.04.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byswriter

    Die Fortsetzung baut nicht auf dem ersten Teil auf und kann für sich gelesen werden.
    
    Copyright by swriter Juni 2015
    
    London, 1884
    
    Malcom saß in einer seiner Stammgaststätten zu Tisch und nahm sein Mittagsmahl ein. Er ließ sich die Mahlzeit schmecken und genehmigte sich ein frisches Bier, das ihm wohltuend die Kehle herunter rann. Das Wirtshaus war gut besucht. Die Geräuschkulisse störte Malcom nicht. Er fühlte sich wohl unter so vielen Menschen, da er nicht im Mittelpunkt stand und unbeobachtet seine Zeit verbringen konnte. Gelegentlich schnappte er Gesprächsfetzen von den Nachbartischen auf, maß ihnen allerdings wenig Interesse bei. Aus den Augenwinkeln registrierte er einen Mann, der den Detektiv argwöhnisch musterte. Der Herr in dem schicken Anzug war ihm seit geraumer Zeit aufgefallen, weil er immer wieder zu ihm herüber starrte und zögerlich von seinem Bierkrug nippte. Malcom hatte sich bemüht, ihn zu ignorieren, doch langsam aber sicher empfand er das Interesse des Mannes als aufdringlich. Als hätte er es geahnt, erhob sich der Mann und schlenderte auf den Tisch des Detektivs zu. Er zögerte, blieb unschlüssig stehen und sah Malcom neugierig an. Der Detektiv legte seine Gabel auf den Tisch, hob den Blick und sah dem Mann tief in die Augen. Malcom schätze ihn auf um die vierzig, also knapp fünf Jahre älter als er. Er sah gepflegt aus und war sichtlich nervös.
    
    „Darf ich mich kurz zu Ihnen setzen?"
    
    Malcom war von Natur aus ein neugieriger Mensch. Auch wenn er ...
    ... es nicht schätzte, beim Essen gestört zu werden, interessierte ihn das Anliegen des Mannes. Er deutete mit einer Handbewegung an, dass der Fragesteller sich an seinen Tisch setzen durfte, und kurz darauf saß ihm dieser gegenüber.
    
    „Entschuldigen Sie, dass ich Sie bei Ihrer Mahlzeit störe", erklärte der Mann, der freundlich zu lächeln versuchte.
    
    „Keine Ursache. Was liegt Ihnen auf dem Herzen?"
    
    „Mein Name ist Harold Thompson ... Ich führe ein Etablissement unten am Hafen."
    
    „Sie wissen, wer ich bin?", fragte der Detektiv überrascht. Harold Thompson nickte.
    
    „Was kann ich für Sie tun?"
    
    Harold rang nach Worten und meinte: „Mir gehört das ,Chez Monique'."
    
    Malcom nickte wissend. Bei dem genannten Etablissement handelte es sich um ein Tanzlokal, in dem Alkohol ausgeschenkt wurde, Frauen in luftiger Kleidung servierten und in dem lüsterne Männer ein Vergnügen für den Abend finden konnten. Er selber hatte noch nicht das Vergnügen gehabt, doch Malcom hatte erfahren, dass die Damen des horizontalen Gewerbes beinahe alles mit sich machen ließen und den Kunden die Wünsche von den Augen ablasen.
    
    „Wie läuft das Geschäft?"
    
    „Ich kann grundsätzlich nicht klagen", erwiderte Harold Thompson. „Bedarf gibt es immer ... Leider gibt es seit einiger Zeit Probleme, die ich am liebsten nicht hätte."
    
    „Welcher Art sind die Probleme?"
    
    Harold zögerte eine Antwort hinaus. „Mir gehen langsam die Mädchen aus ... Vor wenigen Tagen wurde bereits die dritte Hure mit aufgeschlitzter ...
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