1. Jangada 39 : Die Fallenstellerin


    Datum: 01.06.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byglheinz

    Jangada 39 auf der Jagd: Die Fallenstellerin von GLHeinz
    
    Ja, das musste es sein, ziemlich versteckt in den Ecken und Winkeln der engen Altstadt gelegen. Er war froh, den Laden gefunden zu haben. Jemand, er erinnerte sich nicht mehr, wer, hatte ihm den Hinweis gegeben, wo dieses Spezialgeschäft versteckt sei, ein richtiger Geheimtipp.
    
    Er stand vor der hölzernen, dunkelbraunen Eingangstür. Das winzige Glas in der Mitte der Tür, deren Farbe zum Teil abgeblättert war, gewährte keinen Einblick. Neben der Tür war ein kleines Fenster, das als Schaufenster diente. Früher war es wohl nur eine Lichtzuführung für den Hausflur, denn es war nicht nur klein, sondern mit seinem verblichenem Fensterkreuz sehr schmucklos und geradezu abweisend. In der schmalen Fensterbank, die mit einem dunkelblauen Seidentuch den Blick ins Innere verwehrte, stand ein vergilbtes Schild. Und es waren ein paar Miniatur-Flugzeuge und -Raketen aufgebaut - ein moderner Raumhafen, eine unerwartete Zukunftsvision in diesem tristen mittelalterlichen Stadtteil.
    
    In ungelenkter Handschrift versprach der ausgeblichene Pappkarton:
    
    L'aventure de l'espace
    
    Miniaturen für die kleinen und die großen Menschen
    
    Space Adventure
    
    Ja, hier war er richtig.
    
    Er war sich sicher: Er, der Testpilot, wegen eines Arbeitsunfalls nicht mehr im aktiven Dienst, würde hier ein geeignetes Geschenk zum Geburtstag seiner Nichte finden.
    
    Beim Öffnen der Tür bimmelte eine Glocke, die oben am Türrahmen ausgelöst wurde, ein ...
    ... heller, reiner Ton. Er trat ein. Innen war es ziemlich dunkel, es gab keine elektrische Beleuchtung und Tür und Vorhang am Fenster ließen das Licht aus der engen Gasse nur zäh und spärlich herein tropfen. Es schien niemand da zu sein. Und es war ruhig, absolut ruhig im Raum. Doch er gewöhnte sich schnell an die Dunkelheit, trainiert wie er immer noch war, und begann, klarer zu sehen.
    
    "Hallo! - Hallo! - Guten Morgen!", sprach er in den Raum hinein, rief zuletzt: "Hallo, ist jemand hier?" Er erhielt keine Antwort, sein Rufen verhallte ohne Resonanz, ohne Reaktion im Raum. Er erblickte Regale, gefüllt mit den unterschiedlichsten Flugobjekten, bekannte und bewährte, auch kühne, ihm unbekannte Konstruktionen. Der Raum war voll von ihnen, die Wände gefüllt bis weit oben unter die Decke. Diese war dunkel, schwarz oder tiefblau, gestrichen und hatte kleine Leuchtpunkte; sie sollte wohl die unendliche Tiefe des Weltalls darstellen, was ihr, so fand er, mit diesen einfachen Mitteln sehr gut gelang.
    
    Er kannte das All und die Schwerelosigkeit von seiner Arbeit, so dass diese Gestaltung kein Gefühl der Abgehobenheit vermittelte. Er war sowieso ein Mann, der fest mit beiden Füßen auf dem Boden stand und Zero-Gravity sehr wohl von hochfliegenden "überirdischen" Hoch- und Wohlgefühlen zu unterscheiden wusste.
    
    Mit erstauntem Erschrecken erkannte er auch die neuesten, noch geheimen und nicht vollständig erprobten Raumgleiter. Selbst der Prototyp, mit dem er verunglückt war, lag in den ...
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