1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... Nation auch immer, gestohlen bleiben. Langsam und mit überaus großem Genuss schob ich mir einen Bissen nach dem anderen zwischen die Zähne und kaute verzückt darauf herum. Unterstichen wurde das ganze noch von einem gut gekühlten, leichten Wein mit nicht zu viel Säure, der mir zwischendurch vom Wirt gebracht wurde. Dieser wurde aus einem Tonkrug in ein für Weißwein eher großes Glas eingeschenkt. Der Tonkrug blieb dabei auf meinem Tisch stehen und kühlte den Wein so hervorragend, dass er selbst nach einer halben Stunde noch dieselbe Temperatur hatte wie zuvor.
    
    Irgendwann konnte ich dann nicht mehr und schob den noch nicht ganz leeren Teller von mir weg. Ich schaffte es einfach nicht mehr, obwohl ich es für sehr schade hielt. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mir das übrig gebliebene Fleisch einpacken lassen, um es kurz vor dem Zubettgehen noch genießen zu können. Aber soweit wollte ich es dann doch nicht kommen lassen. Ich würde auch so mit einer Kugel im Bauch hineinrollen, noch mehr war einfach nicht drin.
    
    Mit dem Weinglas in der Hand drehte ich mich dann wieder zu dem Bild um und sah es mir noch einmal genau an. Immerhin hatte ich jetzt vieles vom nahen gesehen und verglich es jetzt mit der Abbildung.
    
    Dafür, dass es so alt aussah, hielt es sich sehr genau an das, was ich jetzt gesehen hatte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass die Anlage schon zu der Zeit so ausgesehen hatte, wie es jetzt auf dem Bild dargestellt war, es sei denn, es war noch nicht so ...
    ... alt, wie es aussah. Es musste also neueren Datums sein. Da ich kein Experte auf diesem Gebiet war, musste es einfach so sein, eine andere Erklärung gab es dafür nicht.
    
    Während ich noch weiter auf das Bild starrte und es mit meinem im Kopf verglich, wurde es auf einmal sehr ruhig im Raum, was ich aber nicht gleich mitbekam, denn ich war weiterhin auf das Bild fixiert. Doch dann drang eine Stimme an mein Ohr, deren Klang ich einfach nachgehen musste.
    
    "Gefällt euch meine Burg?", kam es an mein Ohr und ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    
    Etwa einen Schritt vor meinem Tisch stand eine Frau. Nein, nicht nur eine Frau, sondern eine Erscheinung. Sie trug ein langes, fast schwarzes Kleid, was bis auf den Boden reichte und weiter oben mit dem Kragen eng am Hals anlag. Ihr Körper kam mir dabei vor, als wenn er modelliert worden wäre. So etwas kannte ich nur von Filmen, in denen Frauen Korsagen trugen. Ihre Taille schmal, die Hüfte breiter. Der leicht glänzende Stoff floss dabei über ihre Figur und verstärkte noch den Eindruck.
    
    Doch so sehr ich dieses Kleid auch bewunderte, war doch ihr Kopf noch interessanter.
    
    Ihr fast weißer, schlanker, langer Hals ragte aus dem Kleid hervor und endete in einem wie aus Porzellan gegossenen Kopf. Die schmalen Lippen hoben sich im sonst ebenfalls fast bleichen Gesicht stark ab und leiteten den Blick auf eine eher zierliche Nase. Auf dieser verweilte aber mein Blick nicht lange, sondern wurde magisch von ihren fast ...
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