1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... Seitdem hängt es im Gastraum und keiner mag es mehr anfassen. Alle glauben, dass es ebenfalls verflucht ist, und wollen damit nichts zu tun haben.
    
    Die Figur auf dem Marktplatz ist ein Mysterium und wir wissen nicht, wer sie gemacht hat. Sie tauchte etwa fünf Wochen nach dem Fall der Burg auf und wurde in den Brunnen gestellt. Von wem oder warum wusste keiner so genau. Nur ließ sie sich nicht mehr entfernen. Wir haben es viele Male versucht. Sie zeigt eine kleine Abbildung des Teufels von der Burg und macht sich mit der langen Nase über uns lustig. Seine andere Hand bedeckt sein Glied. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass unsere Familie durch den Fluch nicht mehr zeugungsfähig ist und somit zum Aussterben verurteilt ist. Wahrscheinlich ist sie aus einem Teil des Metalls gemacht, die beim Bau der großen Figur auf der Burg benutzt wurde."
    
    Ich nickte nur einmal, sah aber dabei in das Feuer. Vieles hatte sich endlich aufgeklärt und ich fühlte mich ein wenig erleichtert. Immerhin hatten sich mehrere viele Fragen geklärt, die mir auf der Zunge gebrannt hatten, wenn auch nicht alle.
    
    Die Gräfin sah mich auf einmal an und meinte dann: "Bitte lasst mich jetzt alleine, ich würde euch aber gerne heute noch einmal sehen. Könntet ihr noch einmal hier erscheinen, sobald es dunkel geworden ist?"
    
    Ich wusste nicht, warum ich es ablehnen sollte. Also nickte ich, stand auf und ging aus dem Raum.
    
    Im Flur angekommen, ging ich an den Bildern vorbei und blieb vor dem Letzten ...
    ... stehen. Bess hatte wirklich keine große Ähnlichkeit mit Genefe. Das war unübersehbar.
    
    Noch einen Moment stand ich vor dem Bild und betrachtete es, dann ging ich in die Werkstatt und räumte ein wenig auf. Auf dem Weg dahin sah ich noch einmal zum Bergfried hoch. Es brannte Licht im obersten Fenster.
    
    "Dorlein!", dachte ich nur und ging weiter. Ich konnte im Moment nichts für sie tun können und das machte mich ein wenig traurig.
    
    Es wurde nur langsam dunkel und in mir stieg die Spannung über das, was mir noch bevorstehen könnte. Immerhin war das Kapitel unserer beiden eng miteinander verwobenen Familien, noch nicht zu Ende geschrieben.
    
    Endlich war es dunkel, obwohl es mir nicht so vorkam. Es war Vollmond und das hier draußen sehr hell wirkende silbrige Licht legte sich auf das Land. Die Sterne funkelten über das ganze Firmament und ich sah fasziniert in den Himmel. Mehrere Sternbilder waren zu erkennen, die man in der Stadt nur undeutlich erkennen konnte. So ging ich langsam über den Platz und sah wieder einmal den Burgfried herauf. Oben stand, wie schon einmal zuvor eine Gestalt deren lange Haare nach hinten weggeweht wurden. Da es hier unten aber vollkommen windstill war, sah es etwas seltsam aus.
    
    Es war sicher Dorlein, obwohl man bei diesem Licht kaum die Farbe des Kleides erkennen konnte. Es wirkte eher dunkel als blutrot. Von hieraus konnte man allerdings wesentlich mehr erkennen als vom Friedhof aus. Ihr Gesicht stach vollkommen bleich hervor und ich konnte ...
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