1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... ging Richtung Tor.
    
    Dann drehte er sich noch einmal zu mir um und rief: "Morgen früh um neun. Wollen es ja nicht zu früh angehen."
    
    Daraufhin drehte er sich wieder um, öffnete das Tor und verschwand. Kaum war das Tor wieder geschlossen kam Conlin auf einmal aus dem Haupthaus und zu mir herüber. Sein Gesicht war dieses Mal nicht so bleich wie sonst, sondern hatte eine ebenfalls ungesunde rote Farbe angenommen. Man konnte ihm ansehen, dass er sich über alle Maße ärgerte.
    
    "Hier!", sagte er zu mir und streckte mir einen Schlüssel entgegen. "Ich soll euch einen Schlüssel für das Tor geben. Frau Gräfin wünscht es so. Ist wohl auch besser, denn diesem Verrückten werde ich das Tor nicht mehr aufmachen. Was glaubt er denn, wer er ist?"
    
    Ich nahm den Schlüssel und ohne eine Antwort von mir, drehte er sich wieder um und verschwand im Haus. Eine Antwort hatte er auch sicher nicht erwartet und ich hätte auch keine gehabt. Wer von den beiden nun der Verrückte war, konnte und wollte ich nicht entscheiden. Ein leichtes Grinsen konnte ich mir aber nicht verkneifen.
    
    Die nächsten Tage vergingen schnell. Lorentz und ich hatten mehr als genug zu tun. Schon zwei Tage später hatten wir das Dach soweit abgestützt, dass ich die Mauer darunter teilweise einreißen konnte. Dabei achtete ich sehr darauf die alten Steine nicht zu sehr zu beschädigen, denn ich wollte sie beim Aufbau wider verwenden. Zumindest von außen sollte man die Korrektur nicht gleich bemerken.
    
    Lorentz selber sauste ...
    ... wie ein Eichhörnchen im Dachstuhl herum und tauschte Balken um Balken aus. Mehrfach kam es vor, dass mir auf einmal Sägespäne auf den Kopf rieselten. Dabei hatte ich manchmal den Eindruck, als wenn er extra dort sägte, wo ich gerade arbeitete. Wenn ich dann nach oben sah, grinste er über das ganze Gesicht.
    
    Pausen wurden natürlich eingehalten, wobei ich manchmal den Eindruck hatte, dass Lorentz nur deswegen arbeitete, um Pausen machen zu können.
    
    Zwei Wochen später waren wir so gut wie fertig. Die Mauer war ausgebessert und der Dachstuhl war in einem wirklich mehr als guten Zustand. Zumindest kam er mir so vor. Wir standen jedenfalls einen Moment unten und ich sah nach oben, während Lorentz die Mauer betrachtete.
    
    "Hmmm", meinte er, "Ich glaube, das wird eine ganze Weile halten. Ihr versteht euer Handwerk, das kann man sehen, denn die neue Mauer unterscheidet sich kaum von dem Rest. Es sieht so aus, als wenn sie schon immer dort gewesen wäre."
    
    "Danke für das Lob. Ich muss sagen, dass der Dachstuhl ebenfalls mehr als gut aussieht. Es ist nur schade, dass man dafür nicht auch altes Holz verwenden kann. Aber wenn man es streichen würde, dann sähe es sicher überall gleich aus!"
    
    Lorentz sah mit nach oben und nickte einmal. Dann packte er seine Sachen zusammen.
    
    "Ein Pfeifchen?", meinte er nur und ich nickte.
    
    Wir hatten inzwischen fast eine Tradition entwickelt. Wenn wir fertig waren, gingen wir auf die Wehrmauer und setzten uns zwischen zwei Zinnen. Während unsere ...
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