1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... Zu viele seltsame Dinge hatte ich in den letzten Tagen gesehen, daher kam es nicht mehr überraschend. Ich nahm es einfach hin. Dann stand ich auf und ging zur Werkstatt. Unterwegs sah ich einmal zum Haupthaus und konnte sehen, wie im ersten Stock ein Fenster erleuchtet war. Davor hob sich die Silhouette einer Person ab. Dabei konnte es sich nur um die Gräfin handeln, denn wer sollte es sonst sein.
    
    Ich hob eine Hand und winkte hinauf. Die Person hob ebenfalls ihren Arm und winkte langsam zurück. Doch bei ihr wirkte es schwer, sehr schwer.
    
    In der Werkstatt angekommen, räumte ich auch hier auf und sortierte diverse Steine nach ihrem Aussehen und Art.
    
    "Ihr seid mit eurer Arbeit schon sehr weit vorangekommen. Wann denkt ihr werdet ihr fertig sein?"
    
    Ich erschrak fast, als ich die Stimme der Gräfin hinter mir vernahm. Sie musste sehr leise eingetreten sein und stand nicht weit weg von mir. Allerdings hinter mir, so hatte ich sie auch nicht kommen sehen.
    
    Langsam drehte ich mich um und sah sie im schwachen Licht der kleinen Lampe stehen, die mit Batterie funktionierte, da ich abends den Generator nicht mehr anstelle wollte. Es wäre reine Verschwendung gewesen.
    
    Wie immer trug sie ihr geschnürtes, langes, dunkles Kleid und hatte die Haare in einem Haarnetz verstaut.
    
    "Ich kann noch nicht sagen, wann ich fertig bin. Vielleicht schon in wenigen Tagen. Soweit ich es überblicken kann, ist die Substanz der anderen Gebäude in Ordnung. Auch die Wehrmauer ist in einem sehr ...
    ... guten Zustand. Leider komme ich nicht an die Zinnen des Bergfrieds heran. Die hätte ich noch zu gerne repariert."
    
    "Oh!", sagte die Gräfin und holte einmal tief Luft. "Die werdet ihr auch noch fertig machen können. Da bin ich mir sicher. Es wird nicht mehr lange dauern."
    
    Dann trat sie auf einmal auf mich zu und griff nach meiner Hand.
    
    "Kommt bitte mit!"
    
    Ich legte noch den Hammer aus der Hand, den ich gerade festhielt, und ließ mich willig von ihr führen.
    
    Hatte ich gedacht, dass wir ins Haupthaus gehen würden, hatte ich mich getäuscht. Stattdessen ging sie auf das Tor zu und schon wenig später standen wir vor der Burg.
    
    Es war inzwischen dunkel geworden und der Neumond warf nur wenig Licht. Genauso war es mit den Sternen, die zwar ihr Bestes gaben, aber nur wenig dazu Beisteuern konnte. Trotzdem ging die Gräfin mit traumwandlerischer Sicherheit weiter um die Burg herum. Schon wenig später waren wir am Weg zum Friedhof angekommen und bogen dort ab. Sehen konnte ich so gut wie gar nichts. Doch durch die gute Führung von ihr stolperte ich nicht ein einziges Mal.
    
    Als wir beim eisernen Tor ankamen, wurde es durch die seitlich aufragenden Felswände noch dunkler und ich konnte meine Hände nicht mehr vor Augen sehen. Doch etwas weitere vor uns, schien ein seltsames Licht. Es war nicht hell, mehr wie der silbrige Schein des Mondes.
    
    Wir gingen weiter und kamen an die Biegung, hinter der der Friedhof war. Als ich ihn erblickte, blieb ich einen Moment stehen, denn so ...
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