1. Mein Engel


    Datum: 18.07.2019, Kategorien: Schamsituation Autor: Anonym

    Angeregt von den Briefen, die hier eingestellt worden sind, veröffentliche ich nun auch eine solche Geschichte. Sie ist nicht lang- mich hat es nicht gestört, und ich hoffe euch stört es auch nicht. Es ist eher eine Geschichte, die die eigene Phantasie anregen soll.
    
    Aber jetzt erst mal viel Spaß beim lesen.
    
    Mein Engel,
    
    es ist Nacht.
    
    Stockfinster.
    
    Alles schläft schon, nur ich bin noch wach. Hatte schon geschlafen, doch dann war ich wieder aufgewacht, plötzlich war alles ganz klar gewesen.
    
    Ich habe das dringende Bedürfnis alles auf zu schreiben, hoffend, dass der Schmerz dann endlich nachlässt.
    
    Meine Hand scheint selbstständig den Stift zu bewegen, um mich herum nehme ich nichts mehr war, all meine Gedanken nur auf diesen Brief konzentriert.
    
    Ich frage mich, was du tun würdest, wenn du mich jetzt sehen könntest. Zusammengesunken auf diesem Stuhl, die Tränen unterdrückend.
    
    Du würdest mich umarmen, bestimmt würdest du mir Mut machen wollen, doch deine Bemühungen würden scheitern, denn ich weiß genau, dass auch du anfangen würdest zu weinen. Du kennst nämlich den Grund. Niemand kennt ihn besser als wir Beide, das können all unsere Tränen stumm bezeugen.
    
    Aber es gibt keinen Ausweg.
    
    So oft habe ich ihn schon gesucht, doch immer bin ich gescheitert. Immer bin ich ...
    ... am Anfang heraus gekommen, kraftlos weiter zu machen, vom Schmerz in meinem Herzen in die Knie gezwungen.
    
    Das Einzige, was ich tun könnte wäre es zu beenden, aber auch das würde mir nicht gelingen. Tief in mir weiß ich, dass auch dann nichts besser sein würde. Alles würde genau so schlimm sein wie im Moment. Wahrscheinlich würde es noch schlimmer sein, weil ich ohne dich nicht leben kann.
    
    Ohne dein bezauberndes Lächeln, dass mich schon so oft entwaffnet hat.
    
    Ohne das Funkeln in deinen Augen, dass mich verzaubert hat.
    
    Ohne deine liebevolle und doch auch stürmische Art mir das Leben zu versüßen.
    
    Ohne das alles wäre ich leer.
    
    Ein Mensch ohne Seele, ohne Gedanken, nur mit einem gebrochenen Herzen, von dem er zwar weiß, dass es noch da ist, es aber nicht mehr schlagen hören kann- denn mein Herz schlägt nur für dich.
    
    Viel zu spät aber ist mir das klar geworden- viel zu spät bist du in mein Leben gekommen.
    
    Das kann ich nun nicht mehr ändern, niemals hatte ich das in der Hand, und die Frage, warum es soweit gekommen ist, lastet schwer auf mir, doch es gibt keine Antwort auf sie.
    
    Ich habe eine Entscheidung zu treffen, die meinem Herzen nicht schwer fällt, aber meinem Kopf umso mehr.
    
    Ja, mein Engel, ich liebe dich, aber ich weiß nicht ob uns diese Liebe vergönnt ist. 
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