1. Kathrin


    Datum: 14.08.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Kathrin bewarb sich Anfang Mai bei Frau Hertzberg. Sie war gerade 21 geworden und wollte bei uns als Designassistentin anfangen. Sie war sehr hübsch und gepflegt, jedenfalls vermittelte ihr Bewerbungsfoto diesen Eindruck. Sie kam aus einem Städtchen rund 150km von hier. Als ihre Bewerbung bei Frau Hertzberg auf dem Tisch lag, rief sie mich zu sich und fragte mich: „Und Nadine? Was denkst Du? Würde sie zu uns passen? Ihre Bewerbung ist einwandfrei, aber ich bin mir noch nicht im Klaren, ob sie es schafft, mit der Designabteilung zurechtzukommen. Manchmal nerven die Künstler selbst mich.“
    
    „Ich weiß, aber ein Versuch ist es wert. Wir sind ziemlich hintendran. Mehrere Projekte sind schon nicht mehr Termingerecht zu schaffen. Wir brauchen unbedingt Verstärkung, sonst kriegen wir wirklich Schwierigkeiten“
    
    „Und dann hilft auch keine Party mehr“, grübelt meine Chefin, aber ihre Augen schmunzeln.
    
    Ich sage dazu nichts, nur ein leichtes Kribbeln im Bauch zeigt mir, das die Erinnerung noch nicht verblasst war. „Außerdem weiß ich nicht, ob sie bereit ist, hier im Haus im Gästezimmer zu schlafen, bis wir etwas Passendes in der Stadt gefunden haben“
    
    Es ist viel passiert seit dem Tag der Party und des Abendessens. Das Schicksal war mit mir. In der Firma hab ich mich bestens eingelebt. Frau Hertzberg vertraut mir in vielen Dingen, so dass ich oft bei ihr bin und mich mit ihr austausche. Die Tage und Wochen nach der Einladung zum Abendessen waren für mich emotional schwierig, ...
    ... weil ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. Aber meine Chefin behandelte mich ganz normal. Seit dem Tag wurde ich auch zu keiner Party oder zum Abendessen mehr eingeladen, worüber ich einerseits froh war, anderseits bedauerte ich das Fehlen der Erregung in diesen Momenten. Vielleicht lag es daran, das ich seit Dezember mit Mike zusammen war, ein Mitarbeiter aus der Kreativabteilung. Wir trafen uns mehrmals in der Woche und ich war verliebt. Es war sehr schön mit ihm.
    
    Aber tief im Inneren vermisste ich das prickelnde Gefühl, dass ich in der Nähe von Frau Hertzberg empfand, wenn sie ihre Macht zeigte.
    
    „Ok, wir laden sie ein“
    
    Kathrin kam am 10. Mai zum Vorstellungsgespräch. Sie war brünett gelockt, mittelgroß, schlank und war leger angezogen, schließlich bewarb sie sich nicht um einen Managerposten.
    
    Sie war ziemlich aufgeregt, denn als sie mir die Hand gab, war diese leicht feucht, obwohl sie einen festen Händedruck hatte. Frau Hertzberg bat mich, anwesend zu sein, um eine zweite Meinung einzuholen. Ich fühlte mich sehr geehrt.
    
    Das Vorstellungsgespräch verlief in lockerer Atmosphäre. Ich war erstaunt, wie schnell es meine Chefin schaffte, Vertrauen aufzubauen. Sie war eine Meisterin, wenn es darum ging, sowohl ihrer Stellung entsprechend zu agieren, als auch gleichzeitig verschwörerisch zu wirken. Eine Fähigkeit, die es ihr ermöglichte, dass ihre Mitarbeiter ihr vertrauten.
    
    Auch Kathrin fühlte sich sichtlich wohl, die Verspannung wich zusehend aus ihrem ...
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