Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... wahrscheinlich einfach davon aus, dass sie angewiesen worden waren, bestimmte Exemplare an ihrem Ort zu belassen.
Dass der Ausschnitt von Aileens Gewand beim Verlassen jedes Mal ein Stück größer war, als auf dem Hinweg, tat sein übriges. Vielleicht hatte sie damals nicht viel Ahnung von diesen Dingen gehabt, aber ihrer Weiblichkeit bewusst gewesen war sie sich und hatte sie gekonnt eingesetzt. Er hatte oft mit grinsendem Gesicht auf sie gewartet und für ein weiteres Buch in ihrem Besitz gratuliert. Es hatte bis heute Morgen gedauert, bis er gemerkt hatte, dass der tiefere Ausschnitt nicht nur als gekonnte Ablenkung für Ilar gedacht war.
Natürlich hatte sie Phantasien in ihm ausgelöst, wie es wohl wäre, wenn sie einmal ein zu schweres Buch mitnahm und ihr Gewand so tief rutschen würde, dass er mehr sah. Natürlich hatte er sich gewünscht, sie eines Morgens dabei zu erwischen, wie sie zu spät aufgestanden war und sich gerade umzog. In den Minuten, in denen er abends einzuschlafen versuchte, hatte er sich hin und wieder vorgestellt, wie sie wohl nackt aussehen würde. Hatte Angst gehabt, er würde ihre Freundschaft zerstören und es war bei einem Traum geblieben.
Kopfschüttelnd beobachtete sie ihn, wie er gebannt auf ihre Brüste starrte.
„Es sind gerade ein paar Stunden vergangen und du kannst an nichts anderes mehr denken."
Einen Kuss andeutend wollte er sie zu sich ziehen, doch sie drehte sich weg, bevor er sie aufhalten konnte.
„Warte, ich habe noch etwas für ...
... dich."
Er sah sie fragend an, was sie jedoch nicht mitbekam, weil sie bereits anfing, in ihrem Schrank irgendetwas aus der hintersten Ecke herauszufischen.
Kurz bevor er sie fragte, ob sie sich sicher war, was sie überhaupt suchte, drehte sie sich wieder mit einem kleinen Kästchen in der Hand zu ihm um. Sie schlug beinahe beschämt die Augen nieder, als sie es öffnete und einen Ring zu Tage förderte. Er war aus etwas gefertigt, was er nicht zuordnen konnte, komplett weiß und ohne eine erkennbare Verzierung. Er saß linksseitig in der Schatulle, als er genauer hinsah, erkannte er eine kleine Vertiefung auf der anderen Seite, Platz für genau einen weiteren Ring dieser Größe.
„Es ist ein Knochenring, hergestellt von einem Schamanen der Nu'rak", beantwortete sie seinen fragenden Blick, als würde das irgendetwas erklären.
„Nu'rak?"
„Mein... Dort wurde ich geboren." Ihre Stimme bekam etwas Melancholisches. Zwischen ihnen herrschte eine stillschweigende Abmachung, nicht nach der Zeit zu fragen, die vor der Akademie war. Es tat nur weh, sich daran zu erinnern, dass man keine Eltern mehr hatte und nicht wie normale Kinder den Wald und die Wildnis hatte erkunden können.
„Diese Ringe werden aus den Knochen eines verstorbenen Angehörigen hergestellt, bevor er beerdigt wird. Man sagt, wenn sie richtig hergestellt und geweiht werden, bleibt ein Teil des Verstorbenen für immer bei uns. Die Legende besagt außerdem, dass in diesen Ringen der Geist desjenigen ruht, und dieser es ...