1. Ritter Wigbert auf der Flucht - Teil 02


    Datum: 06.10.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byhelios53

    ... „Lanciatore? Lanzador?" Sie ahmte eine Wurfbewegung nach und Rosanna griff das auf. Lachend standen die beiden nebeneinander und schleuderten imaginäre Gegenstände von sich. Da ging auch allen anderen ein großes Licht auf, denn die geschmeidigen Bewegungen waren unmissverständlich. Rosanna verstand sich aufs Messerwerfen! Wie sie dann erzählte, hatte sie ein Verwandter aufgezogen, der als Schausteller von Wochenmarkt zu Wochenmarkt zog und sich als Messerwerfer produzierte. Zuerst war Rosanna das Ziel, aber nachdem sein ruhiger Wurfarm ins Zittern gekommen war, hatten sie die Rollen getauscht. Stolz präsentierte sie ein verschnürtes Bündel, das fünf scharf geschliffene Messer enthielt. Zwar wäre sie ein wenig aus der Übung, aber einen Bösewicht, der ihrem Wigbert ans Leder wollte, träfe sie allemal!
    
    „Wenn das so ist, werden wir durch die Waffen der Frauen gerettet werden!", rief Bertram frohgemut, „denn dass Saafira ein Wirbelwind mit dem Krummschwert ist, habt Ihr ja am eigenen Leib erfahren, edler Ritter!"
    
    „Ischt rischtich, wir kämpfen", meldete sich Marie-Claire zu Wort. Alle schauten sie entgeistert an. Mit welchen Fähigkeiten wollte sie nun ihre Fluchtgefährten überraschen. Doch sie lächelte verschmitzt. „Isch bringen alle Männär um Verstaand und dann kommen Bertram mit Cheule!", verkündete sie selbstbewusst. Alle lachten und meinten, das könne tatsächlich gelingen, denn wenn Marie-Claire etwas wirklich gut konnte, dann zu wirken, wie die leibhaftige ...
    ... Sünde.
    
    Es konnte nicht ausbleiben, dass Isabella und Swanhild auffordernd gemustert wurden, ob auch diese mit geheimen Kampftaktiken aufwarten konnten. Aber die löwenmähnige Brabanterin starrte die Männer nur kampflustig an: „Was gafft Ihr uns an, werter Gatte?", wobei sie ein wenig spöttisch lächelte, „glaubt Ihr denn, Ihr hättet Prinzessinnen geehelicht? So wisset, dass dies am ehesten auf mich zutrifft. Ich war die jüngste Tochter eines Landedelmannes und über Gebühr den Männern zugetan. Als dies ruchbar wurde, war ich nicht mehr ehrbar unter die Haube zu kriegen und so blieben mir nach den Worten von Onkel Gottlieb, seines Zeichens Abt von Sankt Paul am Walde, nur entweder Kloster oder Hurenhaus. Das erschreckte meinen Herrn Vater, den der Teufel holen möge, derart, dass er mich noch am selben Tag im Kloster der Schweigenden Jungfrauen der Obhut von Mutter Ursula überstellte.
    
    Es war deren erklärtes Ziel, meinen Willen mit allen Mittel zu brechen. Aber ich widerstand sowohl Hunger und Durst, als auch täglichen Schlägen mit der Rute. Doch eines Nachts riss sie mich aus dem Schlaf, zerrte mich in die Kapelle und ließ mich vor dem großen Kreuz niederknien. Sie forderte mich auf, endlich meine Starrköpfigkeit aufzugeben und als ich nur den Kopf schüttelte, schlug sie mich. Diesmal aber nicht mit der Rute, sondern mit einer neunschwänzigen Katze. Der erste Hieb riss meinen Rücken blutig. Der Schmerz fuhr wie heiße Lava durch meinen geschundenen Leib. Die Wut wuchs in mir zu einem ...
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