1. Wahlverwandschaften Teil 02


    Datum: 25.02.2020, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... akzeptieren kannst."
    
    Das was sie mir über Silvia gesagt hatte, kann ich akzeptieren. Dass ich hingegen in meinem Beruf es einfach hinnehmen soll, dass ich keine Führungsposition anstreben kann, nur weil die Männer-Seilschaften mir das Leben schwer machen, kann und will ich nicht akzeptieren. Aber zumindest hat es gut getan, einmal darüber zu reden. Und sie ist fern genug von Hamburg, um das alles aus einer gewissen Distanz zu sehen. Mit Freunden oder Bekannten aus meinen Hamburger Kreisen kann und will ich nicht darüber reden.
    
    Ich erkundige mich auch über ihr Leben, aber sie ist eigentlich in Köln wirklich zufrieden. Es fällt mir immer noch schwer, sie unvoreingenommen zu sehen, denn dass sie es übers Herz gebracht hat, mich bei meinem Vater aufwachsen zu lassen, ist mir immer noch schwer verständlich. Gut sie hat mich in einem Alter bekommen, in dem es schwer ist, Verantwortung zu zeigen.
    
    Es muss schrecklich gewesen sein, als junges Mädchen von sechzehn Jahren mit großen Ambitionen plötzlich mit Zwillingen schwanger zu sein und Eltern zu haben, die es erwartet haben, dass sie heiratet. Vielleicht hat sie die Heirat in so jungen Jahren auch in psychische Probleme gestürzt. Aber auch für mich war es nicht einfach.
    
    Vielleicht ist sie auch gar nicht für die Mutterrolle gemacht. Denn auch bei ihrem jüngeren Sohn, der ja ein Wunschkind war, hat sie ihre Mutterrolle nicht durchhalten können. Sie ist durchaus liebenswert und nett, aber alles andere als eine traditionelle ...
    ... Mutter, die sich um ihre Kinder kümmert. Also ist mein etwas distanziertes Verhältnis zu ihr wohl nicht ganz unbegreiflich. Vielleicht ist es auch dieses Vermächtnis, was in mir noch keinen Kinderwunsch hat aufkommen lassen. Allerdings muss ich zugeben, dass mir der gestrige Tag bei Beate durchaus Momente gezeigt hat, in denen ich mehr als ein flüchtiges Verständnis für Beate aufbringen konnte.
    
    Alex ist am Nelkendienstag mehr als beschwipst
    
    Als ich morgens am Nelkendienstag in meinem Apartment aufwache, zaubert der Gedanke an Chris sofort ein Lächeln auf mein Gesicht. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Aber es ist so. Ich freue mich schon auf den Nachmittag.
    
    Ich weiß nicht so recht, welches Kostüm ich auswählen soll. Es wird unser letzter Abend sein und ich möchte, dass er etwas Besonderes ist. Eigentlich ist es schon verrückt, dass ich ausgerechnet mich mit so einem komplizierten Wesen, wie es Chris nun einmal ist, so gut verstehe. Aber vielleicht ist ja gerade diese ungewöhnliche Situation etwas, was mich reizt. Zum ersten Mal fühle ich so etwas wie Fürsorge für jemanden. Alle meine bisherigen Partnerinnen waren in Lebenssituationen, wo sie selbstständig waren und meiner Hilfe nicht bedurften. Chris hingegen ist erstens noch in der Schule und zweitens ist ihre Situation alles andere als klar und einfach. Im Gegenteil, sie muss erst noch um ihre sexuelle Identität kämpfen und ihre Entscheidung ist sicherlich nicht einfach. Ihr Vater scheint alles andere als ein ...
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