1. Sukkubus


    Datum: 26.04.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byUnfein

    Kapitel 1 - Familienbande
    
    „Ich bin Lilith, die Nachtschwalbe."
    
    „Manche nannten mich Lilit, Lildu und Lilitu. Ich bin alt, sehr alt und bringe euch Fluch oder Segen!"
    
    Lilith kicherte. Es war lange her, seit sie einst diese Worte ausgesprochen hatte.
    
    Damals war alles besser... Von wegen! Sie dachte an die erbarmungswürdigen Zustände in Mesopotamien zurück. Der Schmutz, die Krankheiten, der fehlende Komfort, die Dummheit der damaligen Menschen.
    
    „Was nützt mir gottgleiche Macht", fragte sie sich, „wenn ich sie nicht entsprechend genießen kann?"
    
    „Dieses Zeitalter ist völlig anders. Formschöne, schnelle Autos haben die Pferdefuhrwerke ersetzt, Arbeit ist dank Maschinen nicht mehr anstrengend. Man hat Zeit zur Zerstreuung und wer viel Geld besitzt, lebt ein Leben im Überfluss."
    
    Lilith war reich, unermesslich reich. Wie viel Vermögen sie besaß, wusste sie nicht, es hatte sie nie wirklich interessiert -- aber sie hatte mehrere Jahrtausende gehabt um es aufzubauen. Unsterblichkeit hat so einige Vorteile.
    
    Sie räkelte sich in ihrem Korbstuhl und widmete sich wieder ihrem reichhaltigen Frühstück. Was würde der Tag heute wohl bringen? Sie ergriff ihren Tablet-PC und widmete sich der Medienberichterstattung, so wie sie es jeden Tag zu tun pflegte. Sie fand heute allerdings nicht viel Interessantes, einzig ein Artikel fesselte ihre Aufmerksamkeit.
    
    „Senator Carson startet harte Kampagne gegen Unzucht -- mehrere Pornokinos, Swingerclubs und Strassenstriche ...
    ... geschlossen."
    
    Sie lächelte. „Das konnte spaßig werden."
    
    Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, setzte sie sich an ihren Laptop und begann mit Recherchen zu Carson.
    
    Lilith liebte die Möglichkeiten der modernen Telekommunikation und des Internets . Es war so herrlich einfach, man konnte sich so schnell und umfassend informieren und dazu so viel Neues lernen.
    
    Sie fand heraus, dass der 45-jährige Demokrat, dem von der Presse der Spitznamen „Keuschheitsgürtel" verliehen worden war, offenbar ein besessener Moralapostel zu sein schien und sich dem Puritanismus verschrieben hatte.
    
    „Na, dir werde ich mal auf den Zahn fühlen", dachte Lilith amüsiert.
    
    „Schauen wir doch mal, wie keusch Du in Wirklichkeit bist."
    
    Sie suchte seine Adresse heraus und machte sich auf den Weg zu ihm.
    
    Am Ziel ihrer Reise angekommen, parkte sie ihr schwarzes Cabrio etwas abseits, um nicht aufzufallen.
    
    Carson schien offenbar sehr begütert zu sein, denn sein Anwesen am Stadtrand glich einem kleinen Schlösschen. Offenbar war es auch bestens gesichert, denn bei einem Blick in die weitläufigen Parkanlagen bemerkte sie einige Wachbeamte, die mit großen Hunden patrouillierten.
    
    Dieser Umstand störte Lilith allerdings in keinster Weise, denn ihr standen ganz andere Mittel zur Verfügung als Normal-Sterblichen.
    
    Sie löste sich in feinen Dunst auf und ließ sich vom Wind in Richtung Haupthaus wehen.
    
    An der Außenmauer angekommen, sammelte sie ihre Masse in einem Gebüsch zusammen, verwandelte sich in ...
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