1. Der Kongress - Eine Ausschweifung


    Datum: 19.05.2018, Kategorien: Schlampen, Autor: zufruehabgestillter

    ... Etwas war hier grob außerhalb der Norm! Weil der Mann ist, nein, nackt ist er nicht, das kann man so nicht sagen. Nicht direkt. Denn statt eines Unterbauches siehst du einen gigantischen gelben Entenkopf. Und der dient als Galionsfigur eines ebenso gigantischen Schwimmreifens, welcher die Verdauungs- und Genitalzone des Mannes umfasst. Und jetzt, das ist halt der Drill von der Tourismusschule, bringst du auch nicht mehr heraus als: "Sir, can I help you?" Der Mann, der leider Ich bin, sagt "Yes", so aufrichtig, wie er nur selten etwas gesagt hat. "Bitte befreien Sie mich!" "Sie meinen ich soll Ihnen den Schwimmreifen abnehmen?" "Ich würde es gerne selber tun, doch leider sind mir die Hände gebunden!" Mir gelingt immer ein Schmäh, in jeder Lebenslage, ist Dir das schon aufgefallen? Denn tatsächlich sind meine Hände mit Isolierband hinter dem Rücken gefesselt. Die Arbeit von sehr fähigen Amateuren. Amateurinnen! Amateusen? Verdammte Sprachpolizei. "Ein Überfall", erkläre ich, "Oder nein, vielmehr ein Unfall!" - Ich rede mich in einen Strudel. Die Rezeptionistin ist eine ansehnliche, sehr bieder wirkende junge Amerikanerin mit einem Haarreifen und schmalen Äuglein, die mich skeptisch mustern. Reichlich zaghaft hat sie sich hinter ihrer Burg hervorgewagt. "Bitte, sie müssen mir die Fesseln aufschneiden!"
    
    Eine Schere ist offensichtlich ein total exotischer Retro-Gegenstand in dieser durchdigitalisierten Übernachtungsburg. Entsprechend lang dauert es, bis die Rezeptionistin ...
    ... sich mit einer Schere und einem blütenweißen Badetuch wieder bei mir einstellt. "Sie müssen sich umdrehen, Sir". Ich zögere. Habe ich noch Alternativen? Dann, resigniert seufzend, wende ich mich um und kneife die Augen zu. Es sind etwa fünf qualvolle Sekunden, bevor das Unvermeidliche kommt, aber die Art wie es letztendlich kommt, lässt mich dann doch zusammenzucken. Ungerührt, flach, ohne Ausrufezeichen in der Stimme. Faktizität pur: "Sir, sie haben eine Fernbedienung in ihrem Arsch."
    
    Un- oder Überfall, ganz gleich, in beiden Fällen ist es vorgeschrieben, dass das Personal umgehend Einblick in das betroffene Zimmer erhält. Es könnten Schäden am Mobiliar entstanden sein. Versicherung. Außerdem steht die Türe offen und meine Wertsachen liegen frei herum, Eile ist also geboten. "Wie lautet ihre Zimmernummer?" 1503? 1305? 1307? 1703? Scheiss-Benzodiazepin! "Einen Augenblick, Sir" - Die Rezeptionistin hat es eh im Computer. "Bretschneider?" - Ja, sage ich, mit nur einem "t", alle verbocken das. Tapp tapp, klick klick. Erst tappst sie, dann schaut sie, dann klickt sie. Was muss sie da so lange suchen? Das kann doch nur eine Frage von Sekunden sein. Schließlich eine längere Atempause, dann ein mikroskopisches Nicken. Zuckt es da leise in ihren Mundwinkeln? "Sie haben 1503, das ist im 32. Stock"
    
    Erst als ich jetzt, umhüllt von dem makellosen parfümierten Frotté-Badetuch, meine Mini-Suite betrete, bemerke ich den obszönen Dunst, der wie schwerer Brokat im Zimmer hängt. Der ...
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