1. Der Kongress - Eine Ausschweifung


    Datum: 19.05.2018, Kategorien: Schlampen, Autor: zufruehabgestillter

    ... den Platz an ihrer Seite zu ergattern, ein prätentiöser Streber, dem sein antrainierter emphatischer Dackelblick schon zum enervierenden Automatismus festgefroren ist. Ich krieg nur ein paar Fetzen mit, aber Stichworte, sowie Gesichtsausdruck der Milf lassen darauf schließen, dass man gerade den ernsthaften Part absolviert: Scheidung, Kinderkrankheiten und so weiter, na das darf der Leideny gerne statt mir übernehmen. Ich sehe ihn nur von hinten, seinen bescheuerten Herrenhaarschnitt, sein stereotypes Nicken, er nickt sich durch den ganzen Monolog von der Milf, "Ts Ts" und "Mh Hm", macht er unentwegt, Einweimperln hat man das früher genannt.
    
    Immer wieder verschaff ich mir ein Update über den aktuellen Status was die Giraffe betrifft, am Nebentisch. Die aber scheint sich jetzt in einer Art stabilen Gleichgewichtslage zu befinden, geparkt zwischen zwei jungen, sympathisch wirkenden Schwuchteln, die Interaktion wirkt unschuldig und burschikos. Gelegentlich blickt sie zur Milf hinüber, die stets gönnerhaft zurücklächelt.
    
    Der Klavierspieler - ja, den gibts hier wirklich, die Amis sind einfach nur herzig - traut sich gerade über eine waghalsig verjazzte Version von "Hit Me Baby One More Time". Der Monolog der Milf dürfte versiegt sein, von meiner Warte schräg gegenüber sehe ich, dass jetzt der Dr Leideny am Wort ist, irgendwas in Richtung "Energiefluss" und "Ausgewogenheit", dieser substanzlose Schmalzofen. Er hört auf mit dem Nicken, verstummt, wahrscheinlich will er jetzt ...
    ... seinen Dackelblick wirken lassen. Durch puren Zufall blickt jetzt die Milf ausdruckslos in meine Richtung. Ich fixiere sie, trommle gewandt mit den Fäusten im Rhythmus auf den Tisch, und singe laut zur Klaviermusik "My Loneliness is killing me. I must confess I still believe", denn der Klavierspieler baut gerade zum Refrain auf, "When I'm not with you I lose my mind" - Körpereinsatz, mein Arsch wetzt aufgeregt auf dem Stuhl. Dann mit opernhaftem Vibrato: "Give me a siii-hiiign!" Und schließlich: "Hit Me Baby one more time!!" - die letzte Zeile mit aller gebotenen Emphase, die Fäuste sausen auf jede einzelne Silbe herab, die Weingläser tingeln. Sämtliche Gespräche rundherum sind verstummt, die Blicke deute ich als Anerkennung. Die Milf lächelt unschlüssig, meine Hand schnellt ihr verbindlich entgegen, "Servus, ich bin der Julius". - "Ich bin die Gabriela", sagt sie perplex. Shock and Awe, sagen die Amis zu sowas. Du-Wort, Sympathie, nachgewiesenes Showtalent, Fuß in der Türe, alles auf einen Schlag, du kannst ruhig Hattrick dazu sagen. Bretschneider 100 Punkte, Leideny Null.
    
    Wer hätt sich das gedacht, dass mir die durchgeknallte Britney Spears einmal zum Mundstück für mein Anbraten wird! Das Leben ist manchmal einfach nur herrlich.
    
    Ich gebe es zu, entgegen meinen hehren Vorsätzen habe ich dem Rotwein während des Dinners über Gebühr zugesprochen, wäre schwer anders möglich gewesen - Lass eine österreichische Eventfirma ran, und du kannst sicher sein, die Weinauswahl wird ...
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