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Wer sich in Gefahr begibt . . .
Datum: 01.06.2020, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv
... krieche zwischen die angewärmten Laken. Sofort rutscht Susanne an mich heran und schmiegt sich in meinen Arm. Der Vollmond wirft sein silbernes Licht ins Zimmer und ich sehe wie mich Susanne von der Seite anschaut. "Was?" "Sie sind bescheuert, Frau Doreen Winter." Sie äfft den nasalen Singsang des Portiers nach, bei dem wir eingecheckt haben. "Besser als langweilig, Frau Susanne Winter." Ich füge dem nasalen Singsang die entsetzte Komponente hinzu, die der Portier an den Tag legte, als er uns den Schlüssel für das verlangte Doppelzimmer über den Tresen schob. Nein, Susanne und ich sind keine Schwestern. Und ein Liebespaar sind wir auch nicht. Zwischen uns herrscht eine große Vertrautheit. Auf eine bestimmt Art und Weise auch Intimität, zugegeben. Aber wir sind einfach nur beste Freundinnen. Und das nun fast schon ein halbes Jahrhundert. * Unsere Freundschaft begann im zarten Alter von drei Jahren. Unsere Eltern wohnten im selben miefigen und verwahrlosten Haus. Susannes Familie im zweiten Stock links, wir direkt daneben rechts. Während unsere Väter arbeiten, wechselten sich unsere Mütter mit Babysitten ab. Zur Essenzeit war es immer günstiger bei Susannes Mutter zu sein. Sie kochte viel besser als meine Mutter. Dafür konnten wir bei uns besser spielen, da bei uns nicht so auf den Lärmpegel geschaut wurde und wir (fast) tun und lassen konnten was wir wollten. Für unsere Eltern war es ein Glücksfall. Nicht nur wir Mädchen verstanden uns prächtig, auch die ...
... Erwachsenen freundeten sich schnell an. Und so kamen beide Elternteile in den Genuß auch mal eine Nacht außer Haus bleiben zu können. Immerhin waren sie noch jung und wollten etwas erleben. Susanne und ich teilten alles miteinander. Puppen und Klamotten, Mumms und Masern, Tisch und Bett. In einem leer stehenden Keller teilten wir uns sogar den ersten Jungen. Was wir da aber zu sehen bekamen war eher ekelig und fand nicht unser Interesse. In der Hauptschule saßen wir zusammen in einer Bank. Und bei unserem ersten Schulausflug schliefen wir zusammen in einem Bett, weil wir beide Angst hatten vor den gruseligen Schatten, die unter der Decke hin und her krochen. Im Gymnasium hielten uns die Klassenkameraden für lesbisch. Susanne und ich merkten schnell, daß das die Jungs ziemlich anmachte. Und so pflegten wir dieses Gerücht mit einer Inbrunst, daß wir manchmal fast selber daran glaubten. Wolfgang, inzwischen waren wir alle volljährig, war ein stiller, in sich gekehrter Schöngeist. Sein 'Guten Morgen' war ehrlich, seine Hilfsangebote weder schmierig noch anzüglich. Er brachte in Susanne und mir eine Saite zum schwingen, die uns bisher fremd war. Wir gingen zu Dritt zum Badesee, ins Kino, auf Partys. Er war unser Beschützer, unser Ritter in glänzender Rüstung. Heute glaube ich, das er es auf seine ganz persönliche, stille Art und Weise genossen hat, als der dazustehen, der den Lesben endlich gezeigt hat, wo der Hammer hing. Wolfgang wohnte mit seinen Eltern in einer ...