Die Personenschützerin
Datum: 11.09.2020,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... erwartet."
"Wegen Ihrer Verschiebung kann Sie der Energieminister nicht empfangen. Sie werden stattdessen den Scheich treffen."
"Der Scheich persönlich?"
"Die Beziehungen zum Westen sind viel zu wichtig für mein Land."
"Das ist zu viel der Ehre", antworte ich höflich.
"Wer ist die Frau?", flüstert er mir zu. Er wirkt etwas überrascht.
"Sie ist für meinen Schutz verantwortlich", antworte ich.
"Dann muss sie ein Kopftuch tragen", meint er.
"Ich trage ganz bestimmt nichts, das mich an der Ausübung meiner Aufgabe hindert", kontert Joy. Sie muss das Gespräch zumindest teilweise mitgehört haben.
"Sie sind aber eine Frau!"
"Das ist mir durchaus bewusst. Trotzdem muss ich für die Sicherheit des Ministers sorgen. Das kann ich aber nicht, wenn ich nur die Hälfe sehe."
"Was wäre, wenn sie meine Begleiterin wäre?", frage ich.
"Wie meinen Sie das? Sie ist ja ihre Begleitung."
"Ich meine, meine Lebensgefährtin."
"Dann wäre es kein Problem", antwortet der Araber, nach kurzem Nachdenken.
"Gut, dann behandeln Sie uns wie ein ganz normales Paar", antworte ich. "Joy muss sowieso in meiner Nähe bleiben."
"Aber das Protokoll?"
"Was ist mit dem Protokoll?"
"Wir müssen Ihre Begleiterin mit allen Ehren empfangen und zu allen Presseterminen laden."
"Ich sehe darin kein Problem", stelle ich klar.
"Hast du ein Problem damit, wenn du ab sofort als meine Freundin giltst?", wende ich mich an Joy.
"Hier in Saudi-Arabien?"
"Ich fürchte, ...
... das gilt dann nicht nur für hier. Wenn wir es hier durchziehen, dann wird es offiziell. Morgen stehen wir auf den Titelseiten aller italienischen Zeitungen."
"Wir beide? Als Paar?"
"Wir werden vermutlich schon von den Papparazzi beobachtet", eröffne ich ihr. "Entweder Schleier oder Freundin?"
"Gut, mein Schatz. Schleier mag ich nicht", antwortet Joy. Dabei lächelt sie mich schelmisch an.
"Herr Kollege, Frau Guerra ist damit offiziell meine Freundin."
"Ihnen ist schon klar, dass bei uns Mann und Frau verheiratet sein müssten", belehrt mich mein saudischer Amtskollege.
"Bei uns Ungläubigen macht Ihr aber eine Ausnahme", antworte ich. "Soweit ich weiß."
Ohne auf eine Antwort zu warten, nehme ich Joy um die Taille und gehe auf die Limousine zu, die bereits auf uns wartet. Ich öffne die Tür und lasse Joy einsteigen, bevor auch ich mich in den Fond des Wagens setze.
"Du hast mich ganz schön überrumpelt", stellt Joy fest, als die Tür zu ist. Sie klingt ernst.
"Entschuldige! Das war nicht meine Absicht. Aber bevor die Saudis ein riesen Fass aufmachen, weil du keinen Schleier trägst, hielt ich es für eine gute Lösung. Wir sind ein halbes Jahr zusammen und können dabei auch ein Paar spielen. Ich finde das lustig."
"Du findest das lustig?", fährt sie mich an. "Der gute Herr hat Lust zu spielen!"
"Mein Gott, ich dachte, wir verstehen uns gut. Warum sollten wir der Welt nicht das glückliche Paar vorspielen, wenn uns das das Zusammensein erleichtert?", ...