1. Neuanfang


    Datum: 28.10.2020, Kategorien: Romantisch Autor: LilahSternchen

    Kapitel 1
    
    "Sie wollen sich also bei Software auskennen?"
    
    "Warum nicht?", antworte ich gereizt. "Etwa, weil ich eine Frau bin?"
    
    Diesem Vorurteil begegne ich ständig. Ich habe es wirklich satt. Dabei möchte man doch meinen, dass die Zeiten endgültig vorbei sind, in denen man Frauen nicht zugetraut hat, sich in diesem Bereich auszukennen.
    
    "Nein, nein, doch nicht darum? Wir haben sogar viele Frauen im Betrieb", kontert der Personalchef.
    
    "Was dann?"
    
    "Sie sind jung, hübsch und sehen überhaupt nicht, wie ein Nerd aus."
    
    "Aha", bin ich überrascht von seiner Aussage. Ich verstehe die Welt nicht mehr. "Um bei Ihnen arbeiten zu dürfen, muss man also alt und hässlich sein und zudem wie ein Nerd aussehen?"
    
    Ich bin sauer, stinksauer sogar. In diesem Betrieb zu arbeiten würde mich wahnsinnig reizen. Das Unternehmen "Voyager" plant nämlich eine private Mission zum Mars. Da sind Softwareentwickler nicht nur ein ganz wichtiger Teil des Unterfangens, es kommen auch ganz neuen Anwendungsbereichen und Problemfelder auf sie zu. Man kann - im übertragenen Sinn - in ganz neue Galaxien des Programmierens vordringen. Und genau diese Aufgabe wäre für mich genau die richtige Herausforderung. Ein völlig neuer Weg, das wäre genau Meins. Ich habe mich erst vor kurzem von meinem Freund getrennt und suche nun eine Veränderung für mein Leben, auch um mich etwas abzulenken.
    
    Was heißt, vom Freund getrennt? Ich habe ihn zum Teufel gejagt, nachdem ich ihn mit meiner besten Freundin im ...
    ... Bett erwischt habe. So ein Schweinehund! Er lag auf ihr drauf und meinte, es sei nicht so, wie es aussieht. Hält der mich für völlig bescheuert? Er steckte in ihr drinnen. Was kann man da noch falsch verstehen?
    
    Da ich also bis auf weiteres von Männern und Beziehungen die Nase voll habe, bin ich beruflich auf der Suche nach etwas Neuem. Eine Marsmission verspricht dabei, in neue Welten vorzustoßen zu können. Natürlich wäre ich dazu bereit, mich voll einzubringen. Ich muss nicht auf Arbeitszeiten achten. Ich bin ungebunden, deshalb wäre das ganz sicher kein Problem.
    
    "Nun ja, so war es auch wieder nicht gemeint", druckst der Mann herum.
    
    Neben dem Personalchef sitzt ein echter Nerd. Der ist tatsächlich alt und hässlich. Er entspricht voll den Anforderungen und hat sich zu Beginn des Gesprächs als Chef der Softwareabteilung vorgestellt. Er hat bisher aber nur gegrüßt. Darüber hinaus hat er kein einziges Wort gesprochen. So wie ich die Lage einschätze, ist er ein hervorragender IT-Mann, aber ein grauenvoller Chef. Deshalb muss ihm der Personalchef bei den Vorstellungsgesprächen Händchen halten.
    
    Während ich den Mann genauer betrachte, stelle ich mir die Frage, ob ich wirklich für so einen Vorgesetzten arbeiten möchte. Seine Sozialkompetenzen tendieren gegen Null und es dürfte schwierig sein, mit ihm zu kommunizieren. Wie soll man sich mit ihm etwas ausdiskutieren oder sich von ihm Rat holen. Eine Quelle der Inspiration ist dieser Mann mit Sicherheit nicht. Wie soll da ...
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