1. Deus ex machina Teil 02


    Datum: 10.11.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byUnfein

    ... den Raum verlassen? War er kurzfristig bewusstlos geworden und hatte alles geträumt?
    
    Er stand mitten in seinem Kapitänsquartier, direkt vor seinem Himmelbett.
    
    Unmittelbar neben ihm stand Selen, nun aber in einem venezianischen Kostüm aus dem 16. oder 17. Jahrhundert. Er schaute an sich herunter und stellte fest, dass er ebenfalls eine originalgetreue Gewandung aus dieser Epoche trug. Probehalber fühlte er den Stoff an seinem Ärmel, er schien wirklich aus Brokatstoff zu bestehen.
    
    Er schaute sich um. Es gab noch weitere Veränderungen im Vergleich zu seinem Quartier. Die Holofenster standen weit offen und eine warme Brise wehte in den Raum, erfüllt von einem seltsamen Gemisch an Düften.
    
    Das war nicht möglich! Holoprojektoren vermochten keine Gerüche zu erzeugen.
    
    „Willkommen im Venedig von 1650, Commander!", meinte Selen salbungsvoll.
    
    Greg war über alle Maßen verblüfft. Das hier wirkte nicht wie eine Simulation, sondern absolut echt.
    
    „Möchten Sie vielleicht einen Stadtbummel machen, ein Eis essen gehen oder in einer Taverne ein Glass Chianti trinken, Commander?
    
    „Geht das?"
    
    „Natürlich."
    
    „Ich kann ganz Venedig besuchen?"
    
    „Ja. Sie können auch eine Gondel benutzen oder sich in einer Sänfte tragen lassen."
    
    „Du verarschst mich?!"
    
    „Das würde ich mir niemals erlauben."
    
    „Uff. Das wirkt alles so echt! Wie hast Du das gemacht?!" Er klopfte mit der Hand auf den Schreibtisch, fuhr mit seinen Fingern über dessen eingeölte Oberfläche.
    
    „Nun, es ist ...
    ... reichlich komplex ..."
    
    „Versuch es mir in möglichst einfachen Worten zu erklären."
    
    „Also gut. Die visuelle Basis sind 6 Hologramm-Projektoren. Sie sind kombiniert mit 6 Feldgeneratoren, die dreidimensionale Energiefelder, ähnlich unseren Schutzschirmen, erzeugen und formen. Diese Energiefelder simulieren Materialien und deren spezifische Eigenschaften, wie Masse, Gewicht, Oberflächenbeschaffenheit. Farbe, Reflektionen und Transparenzverhalten übernehmen die Projektoren, genau wie die Lichtquellen."
    
    „Das bedeutet, hier ist nichts wirklich vorhanden, sondern alle vermeintliche Materie besteht nur aus geformter Energie?"
    
    „Ja."
    
    „Unfassbar!"
    
    "Aber das erklärt nicht die Gerüche und die Geräusche und alles andere."
    
    „Diese werden von den Nanobots erzeugt. Sie sind inzwischen fest in Ihrem Zentralnervensystem verankert, empfangen alle Parameter per Funk und übermitteln die entsprechenden Informationen direkt in ihr Gehirn. Ihre Nerven sind in der Lage, jegliche Form von Sinneswahrnehmungen weiterzuleiten"
    
    „Aber wenn ich, wie Du vorgeschlagen hast, einen Wein trinken wollte? Besteht er dann auch nur aus Energie und wird mir Geruch und Geschmack von den Bots vorgegaukelt?"
    
    „Nein. Dinge zum Verzehr sind echt. Sie werden von unserem schiffseigenen Replikator hergestellt, wie alles andere, was sie sonst essen oder trinken."
    
    „Aha. Verstehe. Aber wie bekommst Du den Wein in die Flasche, wenn diese doch nur aus Energie besteht?"
    
    „Eine gute Frage, Sir. Das war ...
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