Harte Gangart
Datum: 28.11.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: byaldolinho
Obwohl ich schon länger schreibe, ist dies mein erster Beitrag hier. Ich hoffe, dass er der Leserschaft nicht missfällt:
Ich beobachte dich schon eine ganze Weile. Du bist mir aufgefallen. Du bist ein Engel Anfang zwanzig, siehst wunderschön aus, hast lange blonde Haare, die ein ovales Gesicht mit großen, hellen Augen umrahmen. Deine Lippen, an denen du gerne knabberst wenn du überlegst, laden zum Küssen und Träumen ein. Du bist einssiebzig groß, hast eine frauliche Figur mit leicht hängenden, runden Brüsten mit Piercings, die du gerne mit entsprechenden Oberteilen in Szene setzt. Überhaupt zeigst du deinen Körper gerne und genießt es, alle Blicke, vor allem die der Männer, auf dich zu ziehen.
Auf kaum merkliche Weise scheinst du ein ambivalentes Verhältnis zum männlichen Teil der Menschheit zu hegen. Einerseits bist du stets höflich, und offen, keinem Gespräch abgeneigt, andererseits aber signalisiert dein Körper selbst bei offensichtlichen Sympathiebezeugungen gegenüber einem Mann immer eine Spur Scheu und Zurückhaltung. Irgendwie ist da das Gefühl, dass wann immer du einen Mann ansiehst oder dich mit ihm unterhältst, eine beinahe fassbaren, knisternde Spannung in der Luft liegt, als ob neben dem physischen Beieinander noch eine nicht greifbare, weitere Ebene der Begegnung existiert, auf der sich zwei vermeintlich ebenbürtige Aspiranten auf die Führerschaft im Rudel lauernd umkreisen, bereit, beim ersten Zeichen von Verwundbarkeit die Zähne im Gegner zu vergraben ...
... und nicht mehr loszulassen.
Dass du keine Jungfrau mehr bist (mit Anfang zwanzig gar nicht so unwahrscheinlich wie mancher meinen würde), weiß ich, du und dein Freund haben regelmäßig Sex. Woher ich das weiß? Entgegen dem sicher vor manchem geistigen Auge auftauchenden Klischee bin ich weder ein Hacker, der aus geheimnisvolle Weise aus der Ferne deine Festplatte nach Beweisen für diese Theorie durchsuchen kann, noch beobachte ich dich aus dem Gebäude gegenüber. Es ist viel einfacher als das: Du hast es geschrieben. Nicht nur mir, nein, jedem Interessierten.
In einem Forum bin ich auf deine Geschichten gestoßen. Die alle von deinem intimen Fetisch handeln: der Fantasie, in gewissen Situationen unverschuldet als Lustobjekt und Sexspielzeug in den Händen anonymer Kerle (mal einer allein, mal eine ganze Horde) zu landen - und das letztlich lustvoll zu genießen, teilweise sogar ausschließlich dadurch noch zu sexueller Erfüllung gelangen zu können.
Diese Geschichten zu lesen war ein Genuss und wie viele Genussmittel macht es nach einiger Zeit süchtig. Ich schrieb also einer unbekannten Person meine Meinung zu ihren Geschichten und wider Erwarten erhielt ich sogar Antwort. Qualifiziert, ehrlich, fundiert. Gleichzeitig war darin auch zu erkennen, dass du dir nicht im Geringsten darüber im Klaren warst, wohin deine Veranlagung dich früher oder später führen würde oder woher sie rührte. Ich fand das schade, sah aber keinen Grund, eine Unbekannte in eine Grundsatzdiskussion zu ...