1. Ein Verhältnis am Rand des Terroristenprozesses


    Datum: 06.02.2021, Kategorien: Verführung Autor: Frauenpower

    ... "VSOP" beim Cognac bedeute auf Deutsch "ausgezeichnet, alt und blass", während ich Andy noch kurz ein Küsschen aufdrückte.
    
    Der Prozess war an diesem Tag ein rhetorischer Marathon der beiden Verteidiger der Hauptangeklagten. Sie versuchten mit wenig Erfolg, die Anklagen der Staatsanwältin zu zerpflücken. Allerdings ahnte ich, dass die Darstellungen der Staatsanwältin bei den Richtern vielfach nicht durchkommen würden. Die Reden dauerten über 8 Stunden, von 8 Uhr 30 bis 19 Uhr mit einer zweistündigen Unterbrechung am Mittag und einer 15-minütigen um 16 Uhr.
    
    Die Berichterstatter waren offensichtlich dabei, Andy langsam als Kollegen aufzunehmen. Ich musste jetzt schleunigst unseren Separatismus beenden und schloss mich mit Andy beim Mittagessen der Gruppe um Tom an. Dieser flüsterte mir einmal zu "Dein Freund macht sich. Seine Erwartungen zum Urteil scheinen mir realistisch. Und jetzt zahlt er schon seinen Einstand. Er würde gut in unser Team passen". Tatsächlich hatte Andy die Getränke der ganzen Gruppe übernommen. Gegen Abend wurde das Wetter schlechter. Nach der Übermittlung meines sehr kurzen Berichtes an die Redaktion blieben wir in Bellinzona und zogen mit wechselnden Grüppchen von Berichterstattern durch die Beizen. Dabei zeigte sich Andy als guter, unaufdringlicher und zurückhaltender Kollege. Seine Überheblichkeit hatte er komplett abgelegt und kam bei allen gut an. Auch später im Bett zeigte er sich endlich als unbefangener, liebevoller Mann. Ich hoffte nur, dass ...
    ... er sich in Zukunft auch anderen Frauen gegenüber so zeigen kann.
    
    Vierter und letzter Prozesstag am Donnerstag 3. März. Der Tag begann gebietsweise mit ganz wenig Regen. Andy und ich sassen nicht mehr abgesondert, sondern mitten zwischen den Kollegen in den Zuschauerreihen. Heute hielten die Verteidiger der beiden weiteren Angeklagten ihre Plädoyers. Der möglicherweise zweite Hauptangeklagte war erkrankt und fehlte, der Hauptangeklagte im Rollstuhl erschien in einer Trainerjacke mit Kapuze. So kalt war es in der Nacht auch wieder nicht gewesen, ich vermutete, dass er damit bloss zeigen wollte, wie wenig Respekt er dem Gericht entgegenbrachte. Ziemlich pünktlich um 12 Uhr mittags waren auch diese Plädoyers vorbei. Alle vier Anwälte hatten damit für ihre Klienten, abgesehen von kleinen Bagatellstrafen, einen Freispruch und hohe Entschädigungen für die Untersuchungshaft gefordert. Um 14 Uhr hatte die Staatsanwältin noch Gelegenheit zur Replik auf die Reden der Verteidiger und brauchte dafür eine Stunde, wobei in den letzten Minuten endgültig klar wurde, dass der grösste Teil der Beweiskette von der CIA geliefert und von Interpol noch etwas erweitert worden war. Wahrlich kein Ruhmesblatt für die Schweizer Ermittlungsbehörden. In der nächsten halben Stunde hielten die Verteidiger ihre Replik zur Replik der Staatsanwältin, um etwa halb vier erhielten die Angeklagten das letzte Wort. Sie zeigten sich müde, eine gute Viertelstunde später war dieser Prozess abgesehen vom Urteil nur ...
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