Der Zauberring
Datum: 09.06.2021,
Kategorien:
Humor
Autor: SaBiLo68
... mir! Zeig ihn mir!“
Er schob den Ring über seinen Fingernagel und spürte, wie sein Schwanz wuchs. Er holte ihn aus der Hose heraus und sprach: „Schau, Weib!“
Entzückt sah sie ihn an und küsste ihn.
„Meinst du nicht auch, daß es viel besser ist, einen solchen Schatz im Haus zu behalten, als ihn beim Pfänder zu versetzen? Komm, lass uns ein Festmahl essen, dann gehen wir ins Bett und probieren ihn aus.“
Sofort begann sie den Tisch mit Schüsseln und Schalen zu decken. Üppig schmauste das Paar, dann ging es zu Bett. Und als die Frau einmal in den Genuss des langen Schwanzes gekommen war, spähte sie die nächsten drei Tage immer wieder unter ihre Röcke, weil sie meinte, den Schwanz immer noch zwischen den Beinen zu spüren.
Eines Tages, als ihr Gatte unter einem Apfelbaum im Garten ein Schläfchen hielt, besuchte sie ihre Mutter.
„Sag mir“, sprach das Kaufmannsweib zu ihrer Tochter, „hat er den Schwanz wiederbekommen?“
„In der Tat, Mutter“, antwortete das junge Weib, und sie erzählte in allen Einzelheiten von dem wundersamen Schwanz.
Als das Kaufmannsweib staunend zuhörte, überfiel sie der Gedanke, fortzuschleichen, in den Garten ihres Schwiegersohnes zu gehen und den ungeheuren Apparat selbst auszuprobieren.
Tatsächlich gelang es ihr, sich wegzustehlen, und heimlich eilte sie zum Garten des Bauern. Sie sah ihn schlafend unter dem Baum liegen. Der Ring steckte auf seinem Fingernagel, und sein Schwanz reckte sich auf eine Höhe von einem Cubit.
„Jetzt ...
... setzte ich mich auf seinen Schwanz“, sprach die Schwiegermutter zu sich, als sie sich dem Jüngling genähert hatte.
Gesagt, getan. Doch sie hatte Pech. Als sie sich auf ihn setzte, rutschte der Ring vom Fingernagel hinauf zur Mitte des Fingers, und plötzlich, als der Schwanz wuchs, schoss die Schwiegermutter sieben Werst in die Höhe.
In der Zwischenzeit hatte die Tochter die Abwesenheit ihrer Mutter bemerkt und Verdacht geschöpft. Jetzt eilte sie heim. Im Haus war niemand; als sie in den Garten trat, traute sie ihren Augen nicht:
Ihr Gatte lag schlafend im Gras, sein Schwanz reckte sich in die Höhe, und ganz, ganz oben, so hoch, daß man es kaum sehen konnte, saß die Kaufmannsfrau und schwang in der Brise wie ein Wetterhahn. Was tun? Wie konnte man wohl die Mutter aus ihrer schwierigen Lage befreien?
Bald hatte sich eine große Menge versammelt und eifrig besprach man die verschiedenen Möglichkeiten einer Lösung. Jedermann wartete mit seinem Rat auf.
„Nur eins ist in einem solchen Fall zu tun“, sagte einer, „wir müssen eine Axt holen und den Schwanz fällen.“
„Mitnichten“, antworteten andere, „das wäre auf keinen Fall günstig, vielmehr bedeutete es den Tod zweier Menschen. Würden wir den Schwanz fällen, so fiele das Weib zu Boden und würde jeden Knochen ihres Körpers brechen. Lasst uns lieber beten; vielleicht tut Gott ein Wunder und rettet die alte Frau.“
Mitten in all der Verwirrung erwachte der schlafende Jüngling und erkannte, daß der Ring in der Mitte seines ...