Kein böses Wort - Teil 1
Datum: 25.07.2021,
Kategorien:
Humor
Autor: Iron_Duke
... sich und schließlich öffneten seine Hände das Zahlenschloss vollautomatisch. Jahrelange Schulbildung zahlte sich eben aus.
Eine Referendarin, die man - natürlich rein zufällig - für die übelste Aufsicht zur übelsten Uhrzeit eingeteilt hatte, hatte sich an seine Fersen geheftet. Durch die Schneise kam sie gut voran, aber ihr Mutterinstinkt brachte sie dazu, mehrmals innezuhalten, Knäuel von dahingemähten Schülern zu entwirren und hier und da etwas Trost zuzusprechen, oder - besser gesagt - es zumindest anzudeuten, denn der Lärm war absolut infernalisch.
Bis sie ihn endlich erreichte und sich ihm todesmutig und voller Sendungsbewusstsein in den Weg stellte, war Markus sein Zeug losgeworden, hatte seine Bomberjacke angezogen und den Spind mit einer fließenden und eleganten Bewegung wieder verschlossen. Die ausgeprägten weiblichen Formen und das rosa Twinset samt Hornbrille ließen ihn instinktiv innehalten. Das war eindeutig keine Mitschülerin.
éKa', dachte er. Die Dame sagte was und er nickte.
,tha' Die Dame sagte noch mehr und er nickte wieder.
éri' Jetzt sagte die Dame nichts mehr, aber er nickte nochmals. Vorsichtshalber.
Bei éna' war sein Blickfeld frei, er trat einen Schritt nach vorn und ließ sich vom Schülerstrom zum Ausgang treiben.
Dann programmierte er den Autopilot auf "Starbucks" und ließ das Mantra weiterlaufen. Dank einer Gruppe vorausschauender Stadtplaner, die dafür gesorgt hatten, dass der Weg ins Glück fast vollständig durch einen Park und ...
... eine Fußgängerzone verlief, kam er auch wohlbehalten an.
Das Starbucks war - wie immer um diese Zeit - rappelvoll. Schulschluss und simultane Mittagspause in den umliegenden Bürogebäuden hätten auch einen wesentlich größeren Laden gefüllt - ein Multimaxx Kino beispielsweise oder ein Fußballstadion. Zum Glück hatten sich die beiden nicht IM Starbucks verabredet - solche Fehler machen nur absolute Anfänger - sondern DAVOR.
"Hi", sagte Markus.
"Hi", sagte auch Katharina, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen dicken Kuss.
Damit hatten beide genug geredet. Sie fassten sich an den Händen und gingen dann weiter durch die Fußgängerzone. Sie hätten genauso gut durch die Wüste laufen können oder über die Oberfläche des Mondes. Allerdings wäre dort kein Schuhgeschäft gewesen, dessen Auslage Katharina magisch anzog. So stark kann auch junge Liebe nicht sein, sich einfach über Naturgesetze hinwegzusetzen!
Markus' Mantra wurde jetzt bebildert. Katharinas anmutiger kleiner Fuß schlüpfte in dieses und jenes Schuhwerk - sie schwankte auf einem Stiletto beim Anprobieren des zweiten - machte vorsichtige, kleine Schritte vor ihm hin und her und dann zum Spiegel und wieder zurück. Sie lachte ihn aus haselnussbraunen Augen an, verlor die Balance und musste sich an ihm festhalten. SIE sich. An IHM. Er strahlte über das ganze Gesicht, lachte zurück und freute sich mit ihr.
Dann waren die nächsten Paare dran. Und dann die nächsten. Es gab viele Schuhe in dem Geschäft. ...