1. Backstage


    Datum: 29.08.2021, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byJoanWilbury

    ... bevor er erschossen wird. Hochdramatisch.
    
    „Anders!", antwortete sie heftig, was entweder daran lag, dass ich sie nervös machte oder dass sie den Reißverschluss vom Kleid nicht zu bekam.
    
    „Nicht so... rotzig, spöttisch... und du hast mich auch nicht ständig..." Sie stockte und bekam rote Ohren.
    
    „Was?", fragte ich sanft und zog langsam den Zipper ihres eigenwilligen Reißverschlusses nach oben. Bine zuckte so sehr zusammen, dass ich fast laut gelacht hätte. Sie hatte nicht gemerkt, dass ich plötzlich hinter sie getreten war.
    
    „Ach, Carla", stieß sie bittend hervor, „kannst du nicht noch 'ne Weile du selbst sein, bevor du als Dick auf die Bühne gehst? Das fänd ich echt entspannter."
    
    Seufzend trat ich ein paar Schritte zurück und ließ mich auf einen freien Stuhl fallen.
    
    „Ich mach doch nur Spaß", sagte ich begütigend, jetzt wieder mit meinem normalen Tonfall.
    
    „Ich weiß, aber mich macht's eben wahnsinnig, wenn du so anders bist. Es ist total verrückt, sogar deine Stimmlage verändert sich, wenn du als Dick...", sie suchte nach dem richtigen Wort, „...agierst. Du könntest dann echt glatt als Kerl durchgehen."
    
    Ich schielte nach unten auf meine Brüste, die sich nur als schwache Wölbung unter dem Hemd abzeichneten. Sie waren ohnehin nicht besonders groß und mein Bustier drückte sie noch ein wenig enger an meinen Körper.
    
    Ein bisschen realistisch sollte es schließlich schon sein, wenn man als Mädchen die Rolle eines Typen übernahm.
    
    Das Musical „Beat The Rich" ...
    ... hatten wir, der Kurs Darstellendes Spiel an der Mädchenschule Gymnasium Lotharsburg selbst geschrieben, gewissermaßen als Abschlussprojekt für die dreizehnte Klasse. Dabei hatten sich einige von vornherein bereit erklärt, lieber im Hintergrund zu bleiben und sich um die technischen Aspekte wie Beleuchtung, Bühnenbild und Musik zu kümmern, so blieben noch zwölf Schauspielerinnen übrig, die gemeinsam das Stück entwickelten. Zuerst hatte jede sich eine Figur überlegt und als Rolle erarbeitet. Da kamen natürlich die unterschiedlichsten Ideen zusammen. Erstaunlicherweise klappte es recht gut, um das Sammelsurium an Personen Szenen zu entwickeln und ein zusammenhängendes Stück zustande zu bringen, das tatsächlich ziemlich viel Tempo hatte und sowohl lustige als auch tragische Momente beinhaltete. Am meisten überrascht hatte meine Mitschülerinnen und auch unsere Lehrerin aber wirklich die Rolle, die ich mir ausgedacht hatte. Dass ausgerechnet ich einen Mann spielen wollte, noch dazu einen dermaßen streitbaren Charakter, war etwas, was niemand von mir, der zurückhaltenden, braven Carla erwartet hätte. Noch weniger hatten sie wohl mit den Liedern gerechnet, die ich für meinen Gesangspart vorschlug. Wahrscheinlich glaubten sie, ich würde nur Klassik hören, aber nicht AC/DC und Aerosmith.
    
    Mittlerweile stand jedenfalls alles und übermorgen war die Premiere, der drei weitere Aufführungen folgen sollten. Heute fand die Generalprobe statt, also die letzte Gelegenheit, sich größere Fehler ...
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