1. zu Spät


    Datum: 13.07.2018, Kategorien: Romantisch Autor: Andre as Amsel

    Zu Spät
    
    Andreas Amsel (andreas.amsel@web.de)
    
    Mein Zimmer ist perfekt: Das frischbezogene Bettzeug darf heute aus dem Bettkasten heraus, in dem es sonst seine langweiligen Tage verbringt, und schmust ein wenig mit der nachtblauen Tagesdecke mit Schildkrötenmuster, die verhehlen soll, dass ich genau weiß worauf dieser Abend hinauslaufen soll. Das Gesteck auf dem Couchtisch: Eine Schale aus großem braunen Platanenblättern beleuchtet von einer schlichten weißen Kerze, das Geflecht aus Dornengestrüpp und dazwischen eine rote Rose - männlich spröde und doch sinnlich - so wie ich ...gern wäre.
    
    Der Schreibtisch: nicht das Chaos wie sonst, aber doch noch ein wenig. Die Wäsche außer Sicht. Aber die Guitarre - von Staub befreit - und ein aufgeschlagenes Liederbuch liegen wie achtlos in der Ecke. Sie hasst nichts mehr als ein Zimmer, das steril und unbewohnt aussieht.
    
    Ihr Foto dezent an vier Stellen in meine Foto- und Freecardwand integriert. Und ein Gedicht über Sie auf einen Zettel gekritzelt, als Lesezeichen in dem Buch, das sie mir neulich schenkte.
    
    Die nachtblaue Tischdecke auf dem Esstisch. Darauf die großen, schlichten, schneeweißen Teller und die großen Weingläser. Der Zinfandel ist mein Lieblingswein: Nicht teuer, aber ein Genuss.
    
    Ich stehe in der Küche: Die Champignons, gefüllt mit einer Mischung aus Hackfleisch, Aubergine und Käse - scharf gewürzt - sind in der Röhre. Den Reis kann ich schon ausstellen. Er kann noch etwas ziehen. Der Waldpilzfond wird ihm ...
    ... ein eigenes Aroma geben. Aber nun zur Soße: Zwiebeln, karamelisierter Zucker mit Essig und Rotwein abgelöscht, eine Priese Cayennepfeffer - muss noch etwas einkochen.
    
    Oh Gott es klingelt - sie ist zu früh. Ich bin noch nicht umgezogen. Meine Sachen sind von Kochen völlig durchgeschwitzt.
    
    Ich reiße mir das T-Shirt vom Leib, schnell etwas Parfüm - bloß nicht zu viel. Wenn ich nur noch Zeit zum Duschen hätte. Das Hemd liegt schon bereit: Sie liebt weiße Hemden fast so sehr, wie ich sie hasse. Das zuknöpfen dauert viel zu lange. Ich hoffe sie ist noch da. Ich renne zur Tür und mache auf.
    
    ''Hi - ähm - 'tschuldige, ich hab das Essen noch auf dem Herd. Die Soße wäre mir angebrannt. Darum musste ich Dich...''
    
    Sie küsst mich einfach auf den Mund, legt die Arme um meine Hüfte und zieht mich fest an sich. Ihre Nase streicht über mein Kinn, meine Lippen, reibt kurz an meiner Nasenspitze, um dann nach rechts zu gleiten, so dass ihre Lippen nun sanft meine Unterlippe umschließen, an ihr knappern können, bevor meine Lippen sich öffnen und meine Zunge nicht mehr widerstehen kann, sich zwischen ihren Lippen hindurch zu zwängen, um ihre Zunge zu finden, mit ihr derart zu verschmelzen, dass ich sie nicht mehr von meiner unterschieden kann, mir das Blut so ins Hirn schießt, dass ich erst nach Sekunden spüren, wohin es sonst noch strömt: ihrem drängenden Becken entgegen, in die äußerste Spitze meines Schwanzes, der nun so steif ist, dass ich fast meine, alle Kleider, die uns trennen, ...
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