1. Ein Märchen Teil 2


    Datum: 13.07.2018, Kategorien: CMNF Autor: derpoet

    Teil 2
    
    Langsam schritt ich auf das Häuschen zu, das einsam auf der großen Lichtung stand. Das vom Morgentau noch feuchte Gras kitzelte angenehm an meinen Füßen. Im Garten war niemand zu sehen, so ging ich näher und spähte vorsichtig durch eines der kleinen Fenster ins Innere. Es war schwer, durch die schmutzigen Fenster etwas zu erkennen, aber das Haus war vollständig eingerichtet. Ein großer Tisch in der Mitte des Wohnraums war von 7 kleinen Stühlen umrahmt und in einem großen offenen Kamin an der Wand glimmte ein Feuer gemächlich vor sich hin. Über dem Feuer hing ein riesiger Kessel aus dem kleine Dampfschwaden emporstiegen.
    
    Ich trat durch den verwilderten Garten zur Vorderseite des Hauses, auf der sich die Eingangstüre befand. Sie war so niedrig, dass wohl nur ein Kind aufrechten Ganges hindurchpassen würde.
    
    Ich klopfte lautstark an den hölzernen Eingang und mir wurde ganz flau im Magen. Wer würde wohl öffnen? Wer wohnte so tief im dunklen Wald? Waren es am Ende gar Räuber? Wie würden sie auf eine junge nackte Frau wie mich wohl reagieren? Mein Körper war angespannt und jederzeit zur Flucht bereit.
    
    Doch es öffnete niemand.
    
    Ich klopfte ein zweites Mal.
    
    „Hallo?!“
    
    Keinerlei Reaktion.
    
    Ich drehte vorsichtig an dem kleinen Türknauf und zu meinem Erstaunen war das Häuschen nicht abgeschlossen. Die Türe quietschte laut in ihren Angeln, als sie sich langsam öffnete und den Blick ins Innere freigab.
    
    Ein schmaler Gang lag vor mir. Schuhe häuften sich an der ...
    ... einen Wand und Jacken und Mäntel türmten sich an einigen Haken auf der anderen Seite. Der Größe nach mussten es Kinder sein, die hier wohnten. Vielleicht Waisen, die sich hier im Wald versteckten? Aus meiner anfänglichen Angst wurde Mitleid für die kleinen Geschöpfe.
    
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Unordnung und befand mich nun in dem Wohnraum, den ich bereits durch das Fenster hindurch gesehen hatte. Auf dem großen Tisch sah es nicht weniger unordentlich aus. Es stand schmutziges Geschirr und restliches Essen vom Frühstück herum und obwohl es etwas unappetitlich duftete, spürte ich wieder meinen Hunger und den Durst in mir.
    
    Gierig griff ich nach einem Stück Brot, welches in einem Korb in der Tischmitte stand und schlang es fast ohne zu kauen hinunter. In einem Krug war noch ein wenig restliche Milch gegen meinen Durst und vor lauter Hast lief mir die Milch über das Gesicht und tropfte über mein Kinn auf den Busen. So aß ich mich an den Resten satt, bis mein Magen krampfte und ich mich auf einem der kleinen Hocker ausruhen musste. Ich wischte mit der Hand die Milch von meinem Busen und ließ meinen Kopf erschöpft nach hinten fallen. Spinnweben hingen von der Decke und der Staub lag dick auf den Küchenschränken. So beschloss ich, mich für mein Mahl zu revanchieren, indem ich hier ein wenig für Ordnung sorgte.
    
    Ich räumte den Tisch ab, spülte das Geschirr und fand sogar einen Besen, mit dem ich die Spinnweben aufkehrte. Als ich die Schuhe zurechtrückte und die Jacken ...
«1234»