1. Das Onkel-Projekt 05: Intime Stunde


    Datum: 28.12.2021, Kategorien: Erstes Mal Autor: byDingo666

    ... auf einen Schotterweg ab, und es geht eine lange, flache Steigung hinauf, immer höher. Bis über die Baumgrenze. Von Südwesten her rückt die Gewitterfront immer näher.
    
    „Die ist erst in zwei Stunden hier." Er hat meinen besorgten Blick gesehen. „Zeit genug. Wir sind gleich da."
    
    Der Weg schlägt einen Haken und endet einfach, auf einer kleinen Freifläche. Von dort geht ein Fußpfad zu einer hochragenden Felswand. In einer Mulde steht dort, umgeben von einigen Büschen und Gewächsen, eine kleine Hütte im Abendlicht.
    
    „Nicht die Hütte. Da rüber wollen wir." grinst er. „Mach mal den Kofferraum auf und nimm den Korb, ja?"
    
    „Oooh, ein Picknick? Hier oben?" staune ich. „Ich liebe Picknicken!"
    
    „Weiß ich doch." lacht er. „Als du kleiner warst, wolltest du jeden Abend picknicken. Und wenn es nur auf dem Hof unten war. Aber das Beste siehst du gleich erst."
    
    Ich schnappe mir den mit einem Tuch zugedeckten Korb, er einen schweren Rucksack und eine Decke, und wir folgen einem Trampelpfad, vielleicht zweihundert Meter in Richtung Westen. Die Abendsonne hängt genau vor uns über einer Bergkette, die wahrscheinlich schon in Kärnten drüben steht.
    
    „Hier. Und jetzt schau dich mal um." sagt er stolz.
    
    „Ooooh!"
    
    Mir fehlen die Worte. Wir sind auf einer Art Zacke angelangt. Links und rechts und nach vorne geht es nach unten. Erst ein paar Meter als sanfte Neigung, mit Gras überwuchert. Dann immer steiler und felsiger. Wir schweben förmlich über dem Tal und können ringsum ewig ...
    ... weit sehen. Verzaubert drehe ich mich um die eigene Achse.
    
    „Das ist der Gondor-Grat." grinst er. „So nennen es alle hier. Nach dieser Stadt aus „Herr der Ringe", die um so eine ähnliche Felsnase herum gebaut ist. Ich vermute aber, vor dem Film hieß die Stelle anders."
    
    Ich nicke abwesend. Die Trilogie habe ich mal gesehen, aber nur noch einen verschwommenen Eindruck. War das diese weiße Stadt, um die am Ende gekämpft wurde? Doch von mir aus könnte der Platz auch „Sesamstraße" heißen, ich finde es absolut traumhaft hier.
    
    „Das ist so schön." schlucke ich, beinahe Tränen in den Augen. „Danke! Danke, dass du mich hierher nimmst, Patrick."
    
    „Ich wusste, dass es dir hier gefällt." feixt er zufrieden. „Komm, lass uns hier drüben picknicken."
    
    Schnell breiten wir die Decke aus und verteilen Teller und Gläser. Er hat das Essen irgendwo fertig gekocht bekommen, aber es steht kein Name auf den Kartons. Drin sind alle möglichen kleine Spieße, Fingerfood-Variationen, Früchte und Käse. Wir schlagen zu, denn nach der ganzen Arbeit schieben wir ordentlich Kohldampf. Im Rucksack ist Mineralwasser und eine gekühlte Flache Weißwein.
    
    „Mmmmh!" Ich lecke meine Fingerspitzen ab. „Das ist vielleicht lecker! Wo hast du denn das her?"
    
    „Von meinem alten Freund Sepp, der das „Wirtshäusl" hat." erklärt er mit vollem Mund und schwenkt einen Hähnchenschlegel. „Unten, gleich bei der Hauptstraße. Habe ich heute Morgen bestellt und vorhin abgeholt."
    
    „Ist das nicht so ein ganz uriges, altes ...
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