1. Kairi


    Datum: 04.01.2022, Kategorien: Transen Autor: bylucascanine

    ... küssten sie sich noch eine Weile, bis Tom sich schließlich schweren Herzens losriss, weil er nach Hause musste.
    
    Als sie schon vor der Tür standen, hielt er aber noch einmal inne.
    
    „Sag mal, Kairi. Bist du morgen in der Schule eigentlich wieder so distanziert zu mir? Trotz heute?"
    
    „Ja." Tom erwartete, dass noch etwas käme. Aber Kairi sagte nichts weiter.
    
    Deshalb versuchte er es noch einmal.
    
    „Ich finde es schon irgendwie komisch, dass ich dir draußen nur die Hand schütteln darf."
    
    „Das mache ich nur zu unserem Schutz."
    
    Kairi sah wohl selbst ein, dass das schwer zu verstehen war.
    
    „Ich habe in Berlin erlebt, wie das gehen kann, wenn du anders bist und die Leute plötzlich anfangen, sich mit dir zu beschäftigen. Das möchte ich nicht mehr. Deswegen bin ich hier in der Schule lieber nur eine Außenseiterin. Keiner kennt mich, keiner mag mich, keiner beschäftigt sich mit mir. Deshalb redet auch keiner über mich."
    
    Sie schaute ihm jetzt mit einem verständnisheischenden Blick in die Augen. Aber so ganz hatte Tom es noch nicht verstanden.
    
    „Aber du könntest doch wenigstens zu mir nett sein, oder?"
    
    Kairi schüttelte den Kopf.
    
    „Wenn wir zusammen sind, kommen alle deine Freunde und wollen mich kennenlernen. Und fragen dich aus. Und mich. Und auch alle, die dich nicht mögen oder die du nicht magst, fangen plötzlich an, über die Zicke zu lästern, mit der du zusammen bist. Und versuchen, irgendetwas Interessantes herauszufinden. Das will ich ...
    ... nicht."
    
    Tom musste an die Bemerkung von Melanie am Morgen denken. So ganz Unrecht hatte Kairi wahrscheinlich nicht. Er wunderte sich aber trotzdem, was man alles über Kairi herausfinden könnte.
    
    „Aber das kannst du doch nicht immer so machen. Also, ich hätte kein Problem damit. Selbst wenn sie herausfinden, dass du transsexuell bist. Dann ist es halt so."
    
    Kairis Gesicht wurde jetzt richtig ernst. So hatte Tom sie noch nie gesehen.
    
    „Das ist wirklich lieb von dir. Aber ich kann nicht noch einmal die Schule wechseln. Und es ist nur noch ein Jahr bis zum Abitur. Das halte ich aus. Oder möchtest du, dass sie dich fragen, ob du mir den Schwanz lutschst? Oder mich immer in den Po fickst, weil ich ja keine Vagina habe? Oder ich dich? Und vielleicht Bilder davon faken, wo unsere Köpfe drauf sind?"
    
    Tom wunderte sich, wie deutlich sie das formulierte. Sie musste wirklich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Aber er sah ein, dass das in der Tat unangenehm werden konnte. Manche der Mitschüler waren schon ziemlich gehässig und mobbten andere gerne. Wobei das Problem für Kairi sicher noch größer wäre als für ihn.
    
    Deshalb sagte er: „Also, ich könnte damit leben. Aber wenn du solche Sorgen hast, akzeptiere ich es natürlich. Aber sobald dich einer irgendwie anmacht, machen wir es offiziell und stehen dazu, ja?"
    
    „Du bist wirklich lieb." Sie gab ihm noch einen Kuss und Tom wusste, dass es der letzte bis morgen Nachmittag sein würde. Morgen früh wäre es wieder nur ...
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