1. Southern Exposure


    Datum: 06.08.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bytigerpfote69

    ... wenn sich bei einem neuen Kleid eine Naht löst", schimpfte sie weiter. „Aber von MEINEM Mann erwarte ich, dass er mich wenigstens dezent darauf hinweist, bevor alle Welt meine Titten beglotzen kann!"
    
    Ted schaute traurig auf die Straße.
    
    „Es tut mir leid", sagte er niedergeschlagen. „Ich war einfach erstarrt."
    
    Sein Blick glitt nicht zu seiner Frau herüber.
    
    „Ja, ich hätte etwas tun oder sagen sollen," gab er zu, „aber ich fühlte mich wie versteinert."
    
    „Du bist immer einfach erstarrt", sagte Doreen. „Jedesmal, wenn ich deine Rückendeckung oder Unterstützung benötige, dann verwandelst du dich in einen Gefrierschrank."
    
    Ihre Mine wurde dunkel.
    
    „Du bist kalt" keifte sie, „und ich bin entsetzt."
    
    Ted hatte nicht viel Interesse an der Unterhaltung und unternahm einen einfachen Versuch, seine Haltung zu erklären.
    
    „Ich war schon immer so", verkündete er gelassen. „Frag meine Eltern! Schon als Jugendlicher habe ich immer lieber zugesehen, als irgendetwas für oder gegen etwas oder jemanden zu tun."
    
    „Aber du bist jetzt erwachsen", versuchte Doreen ihm klar zu machen. „Und deine Kollegen bei der Arbeit erzählen immer, du kümmerst dich dort um alles, was notwendig ist. Du wärest doch beruflich nie so weit gekommen, wenn du immer nur an der Seitenlinie gestanden hättest!"
    
    Sie schaute ebenfalls starr auf die Straße. Die grellen Lichter der entgegenkommenden Wagen nahm sie kaum wahr, ebenso wenig die bunter Lichter der Stadt.
    
    „Aus irgendeinem Grund wirst du ...
    ... wieder ein Kind, wenn du mit mir zu gesellschaftlichen Anlässen gehst", stellte sie schließlich fest. Es war keine Frage. „Das ist grundsätzlich kein Problem für mich, außer wenn es dich davon abhält, mit zur Hilfe zu kommen. Dann pisst es ich wirklich an. Du weißt genau, dass ich dir immer aus der Patsche helfe! Ich rede nicht einmal groß darüber im Nachhinein, weil du mein Mann bist. Der Mann, den ich liebe. Was ist los mit dir?"
    
    „Ich habe wirklich keine Ahnung", seufzte Ted und zuckte mit den Schultern. Dümmlich grinsend fügte er hinzu: „So bin ich wahrscheinlich einfach!"
    
    „Das ist nicht das, was ich hören will", meinte Doreen entschieden. „Ich habe langsam genug davon, dass du so bist. Ändere etwas an dir, ansonsten wird dein Verhalten zu größeren Problemen zwischen uns führen, als du dir vorstellen kannst."
    
    Ted wollte etwas erwidern, aber seine Frau schnitt ihm das Wort ab.
    
    „Sag jetzt bloß nichts", blökte sie ihn an. „Spar dir deinen Atem und denk einfach darüber nach!"
    
    Die Lage entspannte sich nur langsam. Die folgenden Tage sprachen Doreen und Ted kaum ein Wort miteinander. Aber schon wenige Wochen nach diesem einschneidenden Ereignis hatte sich der Alltag normalisiert. Die beiden entschieden sich sogar für ein gemeinsames Picknick am Strand. Es war ein launischer Tag im Altweibersommer. Ihr beider Lieblingsplatz war fast ausgestorben. Verschwörerisch abgetrennt vom Rest der langen Sandstrände, durch massive Felsformationen zu beiden Seiten, bot er einen ...
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