1. Jugend forscht Teil 2


    Datum: 17.03.2022, Kategorien: CMNF Autor: Luftikus

    ... gesellschaftlichen Konventionen und Ihre Schamhaftigkeit so überhöhen.“ Frau Meier musste schlucken.
    
    „Wir können Sie in der Videonachbearbeitung mit Blurs unscharf machen, damit man Sie nicht erkennt“, schlug Felix vor.
    
    Frau Meier brauchte einen Moment, um sich zu fassen und nachzudenken. „Ganz deutlich gesagt“, erklärte sie nach drei Minuten des Schweigens, „ich habe alle Rechte an meinem eigenen Bild.“ Die Lehrerin ging zur Videokamera und schaute auf den Vorschaubildschirm. „Es werden keine Videoaufnahmen von mir gezeigt, bevor ich diese nicht vorher gesehen und meine Zustimmung gegeben habe.“
    
    Ihre vier Schüler stimmten zu. Frau Meier ging zur Liegeeinheit. „Einen Momente bitte“, nervte Clemens mit kieksiger Stimme, wobei er hastig Daten in einen Computer eingab, „wir müssen vorher noch Ihr exaktes momentanes Gewicht ermitteln.“
    
    „Könnten Sie sich bitte ohne Badebekleidung auf die Waage stellen.“ „Was?“
    
    „Für jeden neuen Behandlungsvorgang müssen Stärke und Frequenz der Schallwellen neu auf das jeweilige aktuelle Gewicht der weiblichen Versuchsperson abgestimmt werden. Dabei sollte die Fehlertoleranz nicht plus/minus 1,5 Gramm überschreiten.“
    
    Die Videokamera richtete sich auf die säuerlich dreinblickende Pädagogin aus. „Und wegen Eurer Dokumentationspflicht wollt Ihr Eure Lehrerin nackt auf der Waage filmen, um zu beweisen, dass der Wiegevorgang korrekt durchgeführt wurde“, kommentierte Frau Meier die Aufforderung sarkastisch.
    
    Clemens nickte, als ob ...
    ... sie eine Rechenaufgabe richtig gelöst hätte. Für den sarkastischen Unterton fehlte ihm die zwischenmenschliche Antenne.
    
    „Es besteht auch die Möglichkeit, den Bikini gesondert zu wiegen und den Wert abzuziehen, wenn wir Sie mit Bikini wiegen“, gab Felix zu bedenken. Clemens verzog sein Gesicht.
    
    Oliver schüttelte heftig den Kopf. Zappelig zog er seine Mitschüler zu einem der Computermonitore. Dort ließ er ein Simulationsprogramm laufen, das zeigte, dass die Schallwellen am genauesten kalibriert werden konnten, wenn das Gewicht des Bikinis mitberechnet wurde. Clemens war damit absolut nicht einverstanden und überzog die anderen mit einem Schwall von Zahlenwerten und Fachbegriffen.
    
    Jan und Oliver ließen sich davon nicht beeindrucken. Auch Clemens alternative Computersimulation konnten sie leicht als fehlerhaft entlarven. Beleidigt ging er zur Waage und murmelte etwas von Karl Popper und schwarzen Schwänen. Frau Meier konnte den Bikini anbehalten.
    
    Felix führte seine Lehrerin zur Waage. Verblüfft erblickte Frau Meier die Standfläche, auf die sie sich zum Zwecke des Wiegens stellen sollte. Anstatt der 35 mal 35 Zentimeter bei einer üblichen Waage maß die Standfläche dieser Spezialanfertigung ihrer Schüler gut 90 mal 90 Zentimeter! Mit noch größerer Befremdung registrierte Frau Meier die acht aufgemalten gelben Fußsymbole, die sich entlang der Kanten positioniert befanden. Vier jeweils in einer der Ecken, die anderen vier mittig dazwischen.
    
    „Bei den herkömmlichen ...
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