Einmal Braut Spezial, bitte
Datum: 11.04.2022,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Dingo666
... und versuchte, die Augen frei zu blinzeln. Das verschlimmerte nur alles. Das Zittern in ihrer Brust wandelte sich zu lauten Schluchzern, und sie fand sich auf einmal heulend an der Schulter von Zoe wieder.
"Schhh." Die Französin strich ihr sanft über den Rücken und wiegte sie leicht hin und her, so wie man ein Kind tröstet. Sie fühlte sich nach Güte und Geborgenheit an. Für Marielle fielen die letzten Dämme der Zurückhaltung. Sie überließ sich den krampfartigen Schüben, die aus ihrem Inneren hervorbrachen, und klammerte sich an Zoe wie ein kleines Mädchen.
Irgendwann versiegte die Quelle. Die Pausen zwischen den Schluchzern verlängerten sich, und Marielle konnte wieder klarer denken. Oh Gott! Hoffentlich hatten ihre Tränen das Kleid nicht ruiniert!
"Das... das tut mir leid.", flüsterte sie und löste sich verlegen von der anderen Frau. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Sonst bin ich nicht so... so..."
Zoe nahm ihre Hände in ihre und sah ihr ernst in die Augen. Schien bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken.
"Du weißt nicht, ob du ihn wirklich liebst, oui?", fragte sie still.
Marielle machte den Mund auf, wollte protestieren. Wollte standhaft erklären, dass dies nicht stimmte. Dass sie Robert sehr wohl liebte. Das...
Sie brachte keinen Ton heraus. Zoe nickte, mehr zu sich. In ihren wunderschönen schwarzen Augen stand Verständnis und Mitgefühl.
"Das ist nichts Ungewöhnliches." Sie drückte Marielles Hände. "Du bist nicht die erste Braut, die in ...
... diesen Wänden weint. Und du wirst sicher nicht die letzte sein. Oft wissen wir nicht viel über uns selbst. C´est la vie."
"Ich... ich weiß überhaupt nicht, was ich weiß.", flüsterte diese. "Meine Mutter..."
Zoe nickte. Sie hatte Gudrun Blank in Aktion erlebt. Es war nicht Marielle gewesen, die das Kleid ausgewählt und über die notwendige Umarbeitung entschieden hatte, sondern ihre Mutter. Ebenso wie sie die komplette Ausrichtung der Hochzeit an sich gerissen hatte, und die Auswahl der geladenen Gäste. Vom Menü im Restaurant oder den Musikstücken in der Kirche ganz zu schweigen.
Lediglich mit ihrem Vorschlag für die Hochzeitsreise war sie nicht durchgekommen. Das lag weder an ihrer Kompromissbereitschaft noch an Marielles heldenhaftem Widerstand. Robert hatte schon einmal auf den Malediven Urlaub gemacht und sich auf den Inseln einen ordentlichen Durchfall eingehandelt. Also ging es in die Karibik .
"St. Lucia ist schön, oder? Das willst du doch auch, mein Schnuckelchen?"
Sie hatte nur genickt und gehofft, sie wäre dort und hätte die Hochzeit hinter sich. Die ursprüngliche Freude, als Robert ihr den Ring überreicht hatte, war längst einer dumpfen Duldung der endlosen Details gewichen. Das Hochzeitsfest, in den Träumen ihrer Jugend stets eine heitere Feier auf einer Sommerwiese, hatte die organisatorischen Ausmaße eines Staatsempfangs angenommen. Protokollchefin Gudrun Blank wachte mit Argusaugen über jede Kleinigkeit. Sie selbst hatte nur ihre Brautrolle zu spielen. ...