1. Das Mädchen vom Lande


    Datum: 24.04.2022, Kategorien: Romantisch Autor: clear

    ... flapsig zurück. Später, als er dann gedankenverloren nach Hause ging, fiel ihm Norberts Bemerkung wieder ein und er konnte sich eines unguten Gefühles nicht erwehren.
    
    Am Abend beim Essen meinte er zu Angela ganz beiläufig. "Sag, habt ihr denn keine Fotos gemacht?" "Aber sicher", erwiderte Angela, griff in ihre Tasche und gab ihm das Handy. Josef öffnete das Menü mit den Urlaubsbildern. Das was er jetzt sah, das zog ihm den Boden unter den Füssen weg. Seine Angela mit seinem besten Freund Norbert in eindeutigen Positionen...
    
    Wortlos hielt er das Handy seiner Frau hin. Sie wurde bleich wie die Wand, zitterte am ganzen Körper - sie hatte das falsche Handy weggeworfen. Mit einem Mal wurde Josef bewußt, dass ihm seine Frau "die Hörner aufgesetzt hatte" - sie hatte ihn betrogen. Josef wußte im Augenblick nicht, wem er mehr zürnen sollte - seiner Frau oder seinem besten Freund - der seine eigene Frau gevögelt hatte.
    
    Josef zermarterte sich sein Gehirn, Angela saß verstört am Tisch und weinte - aber sie konnte nichts, aber gar nichts mehr ungeschehen machen. Für Josef standen zwei Optionen im Raum: Ihr zu verzeihen und demnächst die kirchliche Trauung in Tirol nachzuholen - oder sich scheiden zu lassen!
    
    Er wußte im Moment überhaupt nicht, wie ihm geschah und er übernachtete auf dem Sofa im Wohnzimmer. Er war zu tiefst verletzt, dass ihn sein geliebtes Mädchen so hintergangen hatte. Es spielte keine Rolle, wie es überhaupt dazu kam - es war geschehen und das war ...
    ... in seinen Augen unverzeihlich.
    
    Am nächsten Morgen - war es Eitelkeit oder verletzter Stolz - eröffnete er Angela, dass er sich scheiden ließe. "Ich kann so nicht mehr mit dir leben, geh in deine Wohnung zurück, ich reiche die Scheidung ein". Und so geschah es.
    
    Die Beweislage war derart erdrückend, Josef hat ja das Handy und er wollte auf keinen Fall Gefahr laufen, wenn er mit Angela dannach wieder im Bett landen sollte, dass man ihm das als Versöhnung ausgelegt hätte. Deshalb war für ihn die räumliche Trennung ganz wichtig. Die Scheidung war angesichts dieser Beweise in Minuten erledigt und in der Firma sahen sich die beiden selten, sie gingen sich tunlichst aus dem Weg.
    
    Erst als dann seine Tochter zur Welt kam und sich das Jugendamt einschaltete, mussten viele Dinge geregelt werden. Das begann beim Unterhalt und endete beim Besuchsrecht und der Vormundschaft. Angela kam aber jeden Samstag mit ihrem kleinen Töchterchen zu Josef und der war vom ersten Augenblick in dieses kleine Wesen vernarrt. Es war für ihn das schönste Baby der Welt. Und wenn er in das kleine Gesichtchen sah, sah er seien Angela wie in einem Spiegelbild. Es war herzerwärmend...
    
    Mit jedem weiteren Besuch wurde das Verhältnis von Josef und seiner geschiedenen Angela unkomplizierter und freundlicher. In seinem Innersten hatte Josef nie aufgehört, sein kleines Landmächen aus Tirol zu lieben. "Ich war durch das Geschehene derart verletzt", meinte Josef, "dass ich damals nicht anders handeln ...