1. Der Onkel -- Teil 02


    Datum: 09.08.2018, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    Fortsetzung der Geschichte aus dem Teil 1
    
    Der Onkel --Teil 2
    
    13. Merle
    
    Es waren inzwischen einige Wochen nach der dramatischen Entscheidung vergangen. Ich hatte der Ausbildung zugestimmt. Es erwies sich als schwieriger als gedacht, jedenfalls mit meiner Anmeldung dafür in der Tanzschule. Die Idee mit meiner Cousine Merle aus Österreich klappte einfach nicht. Merle Haider ergab einfach zu viele Probleme mit dem Nachnamen, wie mein Onkel klagte. Letztendlich gab es nur die Variante einer entfernt verwandten Elisabeth Merle Schuster geb. Navid, für die es gefälschte Papiere gab, weil diese nach ihrer frühen Mussheirat mit ihrem Mann von Europa nach Kleinasien ausgewandert war. Sie hatte ihn mit 16 geheiratet, weil sie schwanger war.
    
    Es gab keine bekannte Adresse mehr und das reichte dem Fälscher, um innerhalb einer Woche nach der Entscheidung einen österreichischen Personalausweis erstellen zu können: Danach war ‚Elisabeth Merle Schuster' in diesem Jahr wieder nach Europa zurückgekehrt. Für diese (also mich) gab es dann auch die steuerliche/wohnrechtliche Anmeldung sowie die Meldung des Ausbildungsverhältnisses. Mein Onkel wollte auch jegliche Missgeschicke vermeiden, wie er sagte, und er ließ mich ihm meinen ‚alten' Personalausweis zur sicheren Verwahrung übergeben.
    
    Onkel Reinhard ließ für die Mitteilung an meine Eltern den ersten Vornamen ‚Elisabeth' einfach kunstvoll aus dem amtlichen Meldeformular durch den Fälscher tilgen. Meine Mutter rief natürlich sofort ...
    ... an. Ich konnte sie mit Mühe beruhigen. Mein Stiefvater sandte nur einen wütenden Brief, indem er sämtliche Unterstützung in finanzieller Hinsicht verneinte. Damit war ich in gewisser Hinsicht auf Gedeih und Verderb auf meinen Onkel angewiesen. Natürlich war ihm das auch klar.
    
    Inzwischen hatte ich aber auch begriffen, dass er davon profitierte, eine ‚Partnerin' präsentieren zu können, auch wenn es nur eine ‚Auszubildende' war. Er hatte also ein Interesse daran, mich an der Tanzschule zu halten. Das machte mich langsam mutiger.
    
    Den Mut brauchte ich für das, was mir mehr und mehr fehlte. Der Kontakt zu meinen Freunden in der Gegend fehlte mir stark, weil ich allmählich vereinsamte. Onkel Reinhard war gegen die Kontakte, das wusste ich. Ich konnte auch einen Teil seiner Argumente verstehen, aber eben nicht alle. Und er verstand wohl nicht mein großes Vertrauen in meine Freunde. Die engsten meiner Freunde kannte ich seit vielen Jahren. Das hatte enge Bindungen geschaffen, die so einige Wirren vertragen würden. Das glaubte Onkel Reinhard eben nicht.
    
    Was den Unterricht betraf, so war Onkel Reinhard sehr kompetent. Er sah allerdings nicht gerade wie der typische, hochgewachsene und elegante Tanzlehrer aus, sondern eher wie ein vierschrötiger Handwerker mit seiner gedrungenen Gestalt. Das wurde noch durch seine großen Pranken und die breiten Schultern sowie den dunklen Bürstenhaarschnitt unterstrichen. Es gab einige weißgraue Borsten zwischen all den dunkelbraunen. In gewisser ...
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