1. Die Erpressung der Amelie (01)


    Datum: 19.06.2022, Kategorien: Lesben Sex Autor: byAmelie_Wild

    ... wollte der Psychiater wissen.
    
    „Weiß ich doch jetzt nicht mehr! Ich empfinde keinerlei Gefühle."
    
    „Sie müssen etwas fühlen, sonst könnten Sie keinen heißen Kaffee trinken, ohne sich die Zunge zu verbrennen. Sie könnten nicht laufen, wenn Ihre Füße nicht den Boden spüren würden. Irgendwelche sensorischen Informationen müssen immer aufgenommen und verarbeitet werden."
    
    „Nein."
    
    „Schmecken Sie Dinge? Schmecken Sie, ob etwas süß oder sauer oder salzig ist?"
    
    „Klar."
    
    „Fühlen Sie Liebe zu anderen Menschen?", fragte der Psychiater.
    
    Es schoss aus Amelie heraus: „Nein!"
    
    Der Mann lachte, um die Sache zu verharmlosen. „Das ist gelogen. Jeder Mensch empfindet Liebe und Schmerz."
    
    „Schmerz ist gut für die meisten Menschen. Das lehrt sie, sich zu benehmen, und sich entsprechend den Vorgaben zu verhalten. Erst durch wahre Schmerzen findet man seine Rolle im Leben."
    
    „Irrtum. Schmerz ist gut und wichtig für einen Menschen, es zeigt, dass man immer noch lebt, in einem Körper existiert."
    
    „Nein! Schmerzen offenbaren uns den Weg zum richtigen Ort ..."
    
    „Zu welchem Ort?", hakte der Psychiater nach.
    
    Amelie schloss die Augen und verstummte. Obwohl sie einen mächtigen Drang empfand zu schreien, redete sie sich selbst gut zu, stumm zu bleiben. Ob der Schrei Angst oder Erlösung zum Ausdruck gebracht hätte, wusste sie nicht. Die Augen waren nach wie vor geschlossen, und sie fühlte sich plötzlich von einer atemberaubenden Welle emporgehoben, ein himmlisches Gefühl, dem ...
    ... gleich darauf ein übelkeitserregender Absturz folgte. Die Angst packte sie, da ihr klar wurde, dass das Vokabular, mit dem sie die eigenen Gefühle beschrieb, aus körperlichen Empfindungen abgeleitet war: atemraubend und übelkeitserregend.
    
    „Es ist ein kühler, trockener Ort, voller Gehorsam und Ergebenheit."
    
    „Beschreiben Sie diesen kühlen, trockenen Ort. Wie schaut er aus, die Topografie. Sind Sie innerhalb oder außerhalb, ist es Winter oder Sommer?"
    
    „Ich lebe in einer Burg, einer Festung."
    
    „Ist diese Festung von einem Graben umgeben?"
    
    „Ja! Woher wissen Sie das?"
    
    „Festungen sind meistens von Gräben umgeben. Ein beliebtes Traummotiv. Sagen Sie, hat diese Festung oder Burg ein Fallgatter?"
    
    „Was ist das?"
    
    „Ein Eisentor, das man herunterlassen kann, um Eindringlinge abzuwehren", erklärte der Psychiater.
    
    „Ja."
    
    „Führt eine Zugbrücke über den Graben?"
    
    „Nein."
    
    „Wie kommt man dann über den Graben? Irgendein Weg muss doch hinüberführen, richtig?"
    
    „Man muss schwimmen!"
    
    Die Stimme, die aus Amelies Kehle drang, klang tiefer, sonorer. Die neue Stimme ließ gut zehn Sekunden lang ein höhnisches Glucksen vernehmen, dann streckte sich ihr schlanker Körper, als wäre sie von unsichtbaren Händen im Sessel aufgerichtet worden.
    
    Als Amelie jetzt fortfuhr, hatte ihre Stimme wieder ihr übliches Timbre.
    
    „Das Scheusal lebt dort, in dem Graben, wo es hingehört. Im Morast! Ich lebe drinnen, wo es sauber und trocken ist. Die Mauern sind dick und fest. Da kommt ...