1. Merlins Kinder 05: Langeweile


    Datum: 29.07.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... vernünftig.
    
    Imani hatte schon die Erlaubnis ihrer Eltern, doch Leons Mutter war bisher strikt dagegen gewesen. Vielleicht konnte er sie jetzt, wo er sechzehn war, umstimmen.
    
    Vor ihnen ertönte ein Schrei. Noch einer. Es kam aus dem Haus.
    
    Imani!
    
    Simba brüllte. Es war ein schreckliches Brüllen, das Leon durch Mark und Bein ging.
    
    Aus dem Haus kam eine Antwort. Zornig, trotzig, herausfordernd.
    
    Simba brüllte noch einmal und rannte durch die offenstehende Tür. Drinnen erstarrte er. Es war ein Bild des Grauens.
    
    Imani lag auf einem Stuhl, ihre Hände in die Gedärme gekrallt, die aus ihrem Bauch quollen. Ihr Blick war schon gebrochen.
    
    Davor stolzierte die Löwin hin und her, die Rute stolz erhoben. Selbstzufrieden.
    
    Simba brüllte erneut. Er holte mit der Tatze aus und schlug der Löwin so schwer in die Seite, dass sie durch die Luft flog. Doch wie eine Katze landete sie auf ihren vier Pfoten — und griff an.
    
    Mit ausgefahrenen Krallen schlug sie nach Simbas Schnauze. So überraschend, dass er zu spät darauf reagierte.
    
    Blut spritzte und Simba brüllte auf.
    
    Die Löwin brüllte zurück. Trotzig, aufsässig, frech, respektlos.
    
    Simba sprang auf sie. Diesmal war sie es, die nicht schnell genug reagierte. Unter seinem Gewicht begraben, erstarrte sie.
    
    Simba hielt sie mit den Vorderpfoten auf der Brust unten und senkte den Kopf mit geöffnetem Rachen zu ihrem Hals. Irgendwann musste diese Idiotin doch einsehen, dass sie keine Chance hatte.
    
    Simbas Fänge ...
    ... schlossen sich um ihren Hals, und er erwartete — endlich — keine Gegenwehr mehr.
    
    Doch sie versuchte es noch einmal, schlug mit ausgefahrenen Krallen in seine Seite und versuchte, ihren Kopf aus dem Griff seiner Zähne zu befreien.
    
    Ihre Kehle riss auf. Blut spritzte.
    
    Leon schrie. Simba brüllte vor Schmerz, Zorn und Enttäuschung.
    
    So eine idiotische Schlampe!
    
    *
    
    "Stopp!"
    
    Ich holte tief Luft. "Du brauchst gar nichts zu sagen. Alles war anders, als ich dachte."
    
    "Deine Schwester hat ihre Nebenbuhlerin beseitigt."
    
    Autsch. Das waren Worte, die ich noch nicht einmal zu denken gewagt hatte.
    
    "Und dafür wollte sie auch noch gelobt werden. Hast du gesehen, wie selbstzufrieden sie hin und her stolziert ist?"
    
    Ich schluchzte auf. "Bitte!"
    
    "Es mag ja sein, dass das Auftauchen von Nalas Bewusstsein bei Malaika Schranken eingerissen hat, die sie vorher zurückgehalten haben. Aber das kleine Mädchen in meinem Kopf hätte niemals deine Verlobte umgebracht."
    
    "Ich weiß, ich weiß."
    
    "Deine Schwester hingegen ist zielstrebig zu Imanis Haus gelaufen. Also bist du derjenige, der an der ganzen Sache am wenigsten Schuld hat. Und dein Simba wollte die Situation unblutig beenden."
    
    "Ich weiß, ich weiß."
    
    "Doch ein Puzzlestein fehlt hier noch."
    
    *
    
    "Hör auf!", hörte ich die Stimme meiner Mutter.
    
    Ich war wieder Mensch. Ich hielt meine Schwester in den Armen. "Sie sind beide tot", schluchzte ich. "Malaika hat —"
    
    "Kein Wort!", fauchte sie. "Hier!" Sie zog das Amulett ...