1. Sie warten auf mich


    Datum: 16.11.2022, Kategorien: Selbstbefriedigung / Spielzeug Autor: Pacerio

    ... mehr. Vielleicht kannst du Marktleiterin werden, wenn du irgendjemandem die Stiefel lecktst. Aber das war es auch schon.
    
    An dem Samstag hatte ich wieder Spätschicht, also bis 22 Uhr an der Kasse und dann noch eine Stunde Waren packen helfen und alles abschließen. Die Samstage waren immer trostlos. zumal ab gegen 7 meistens nur noch vereinzelt Kunden kamen, Aklis, irgendwelche kaputten Gestalten, die Probleme hatten, ihr Kleingeld zusammenzukratzen, irgendwelche Freaks. Manchmal hielten auch welche an, die auf der Durchreise waren oder die in der Pension zwei Häuser weiter übernachteten. Geschäftsleute, die sich noch eine Flasche Wein kauften. Dieser eine Samstag im Dezember, von dem ich hier reden will, erschien mir erst besonders schlimm, weil wir Probleme an den Kassen hatten. An der Elektronik klappte was nicht, die Bargeldschublade öffnete nicht immer, was ziemlich peinlich war vor dem Kunden. Wir mussten immer wieder beim Service anrufen.
    
    Kurz vor 22 Uhr schneite er dann rein, dieser Typ im grauen Mantel, eher schmächtig, nicht gerade groß, aber irgendwie mit so einem Blick, wo du schon denkst: Interessant. Ich meine, man sieht ja viele Leute, wenn man an der Kasse sitzt. Hunderte. Die meisten hast du nach ein paar Minuten komplett vergessen, viele schaust du auch gar nicht so an, weil es sich entweder nicht lohnt oder weil sie hässlich sind. Aber bei dem besagten Typen war das anders. Da wusste ich gleich vom ersten Augenblick an, dass ich den nicht vergessen ...
    ... werde.
    
    Er kaufte ein Glas Rotkraut. Vielleicht wollte er Sonntags was Schönes kochen und hatte gemerkt, dass kein Rotkraut mehr da war. Er trug einen Ring, aber am Zeigefinger, nicht am Ringfinger. Das Rotkraut kostete 88 Cent, weil es im Angebot war, er zahlte aber mit einem Ein-Euro-Stück und sagte: Stimmt so. Es gibt oft Leute, die bei 99 Cent einen Euro zahlen und Stimmt-so sagen, aber bei 88 Cent ist das schon seltener. Hinter ihm war niemand. Ich konnte die Kasse schließen und kurz einen Blick durch die Glastür werfen. Er stieg in irgend eine schwarze Riesenhütte von Auto und war weg.
    
    Am nächsten Morgen konnte ich ausschlafen, Sonntags hatten wir ja immer frei, wenn nicht gerade Inventur war. Im Halbschlaf, als ich noch ein wenig im Bett blieb und mich freute, dass ich bei der Kälte nicht rausmusste und auch sonst keine Verpflichtungen hatte, kam mir der Typ wieder in den Sinn. Oder besser: Sein Blick. Es war nur so ein kurzer Blick gewesen, er hatte mich eigentlich gar nicht angesehen, und ich dachte, er hätte mich überhaupt nicht gesehen, sondern nur durch mich hindurch geschaut. Aber irgendwie war doch etwas Besonderes daran gewesen. Auch an diesem "Stimmt-so", das er gesagt hatte. Er hatte eine tiefe Stimme, die gar nicht zu seinem Äußeren passte. Die Stimme klang, als wäre sie gar nicht von ihm gewesen.
    
    Am Mittwoch darauf, als ich ihn schon fast wieder vergessen hatte, tauchte er erneut auf. Wieder am späteren Abend. Der Laden war fast leer. Meistens sind wir ...
«1234...10»