1. Aurelies fabelhafte Welt


    Datum: 02.12.2022, Kategorien: Transen Autor: by_Faith_

    ... Aurelie hörte eine affektiert überhöhte Stimme sagen: »Oh, die feine Dame hätte gerne Mozart und Champagner.«
    
    Aurelie ging weiter, ohne sich umzudrehen. Gegen Gruppen war Flucht die einzige Rettung. Als sie hinter sich Geräusche von patschenden Schritten und schleifenden Fußsohlen hörte, schaute sie über ihre Schulter. Sie sah einen jungen Kerl, eine Armlänge hinter ihr und dahinter stand Leon. Er packte den Halbstarken mit einer Hand an der Schulter und drückte seinen Daumen in dessen Nacken, sodass der Junge automatisch eine Kehrtwende machte und mit eingezogenem Kopf zu seiner Clique zurück stolperte.
    
    Unter Leons strengem Blick schwieg der Rest der Bande. Er schaute zu Aurelie und sagte: »Ich glaube, er wollte dich nur erschrecken, aber er war schon dicht hinter dir.«
    
    Aurelie schaute Leon mit großen Augen an. Leon hatte vermutlich nie an einem Antimobbingtraining teilgenommen und er wusste nicht, dass man sich nicht mit Gruppen anlegen sollte. Er hatte die Situation mit unantastbarer Souveränität geklärt und der Meute erfolgreich die Stirn geboten.
    
    »Meinst du wir können die Limo an einem ruhigeren Platz trinken, ohne uns zu streiten?«, fragte Leon und zeigte zu den unangetasteten Fläschchen auf dem Stehtisch.
    
    »Stehen die Parkbänke noch unten am Flussufer?«, frage Aurelie. Leon schob seine Unterlippe ratlos vor: »Lass es uns herausfinden.«
    
    »Wohnst du noch hier?«, fragte Aurelie auf dem Weg zum Flussufer, das eine Seite des Festgeländes ...
    ... abgrenzte.
    
    »Bin vor drei Jahren wegen des Berufs weggezogen und habe heute meine Eltern besucht. Torben hat mich überredet, mit hierherzukommen.«
    
    »Wo ist der geblieben?«
    
    »Bei den anderen Zuhausegebliebenen.«
    
    »Und da wolltest du nicht dabei sein?«, fragte Aurelie.
    
    Leon zuckte mit den Schultern: »Kampftrinken finde ich nicht mehr so spannend, wie mit sechzehn und als ich erfahren habe, wer du bist, wollte ich die Gelegenheit auf keinen Fall verpassen.«
    
    »Welche Gelegenheit?«, fragte Aurelie.
    
    »Als ich dich zuletzt gesehen habe, warst du ein introvertierter, tollpatschiger Junge, der sich nicht einmal gegen die Mädchen in der Klasse durchsetzen konnte und jetzt? Wow! Ich meine -- so was gibts doch nur im Film.«
    
    »Ist schon gut«, sagte Aurelie, »ich habe meine Kindheit verarbeitet. Zumindest außerhalb dieser Umgebung.«
    
    Sie erreichten den Grünstreifen am Flussufer. Er war gut besucht mit Menschen, die dem Rummelplatz aus unterschiedlichen Gründen entflohen waren. Manche waren hier als Paar zum Flirten, andere zum Ausschlafen ihres Rauschs. Sie fanden eine freie Bank und setzten sich nebeneinander.
    
    »Du warst vierzehn Jahre vom Erdboden verschwunden«, sagte Leon und sie stießen mit der Limonade an.
    
    »Ich kam auf ein Internat, das besonderen Wert auf Toleranz und Respekt in der Erziehung legt, und ich wurde als Mädchen eingeschult. Ich habe mich nie zuvor freier gefühlt.«
    
    »Dieses Jungen-Mädchen-Ding war der eigentliche Grund für den Schulwechsel?«, hakte Leon ...
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