1. Emilias Metamorphose


    Datum: 30.04.2023, Kategorien: Verführung Autor: Alexander vonHeron

    ... diese Karte zu spielen. Nun aber war schon wahrlich zuviel geschehen, als dass sie hier ganz einfach die Reißleine hätte ziehen können. Und doch war ihr in dem Moment bewusst, dass wieder einmal Nietzsche vollkommen recht hatte: Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr Maß zu halten.
    
    »Das kann ich tun!«, sprach sie dennoch klar und deutlich, die kurz angedachten Bedenken nur für sich somit behaltend.
    
    Richards Stimme war vor Emotionen heiser, während er wegblickte und vor sich hin stammelte: »Wenn du irgendwann entscheidest, dass du mich nicht mehr liebst, dann sei ehrlich. Und ... sag es mir!«
    
    Dass diese Aussage nicht als Regel formuliert war, verstand sich von selbst. Aber es war wohl die härteste und glaubwürdigste For­mu­lierung, die es in solch einem sensitiven Themenumfeld überhaupt ge­ben konnte. Alleine dass sie sich mit anderen Männern gelegentlich zu treffen begonnen hatte, war ja üblicherweise der Grund für eine viru­lente Ehekrise.
    
    In ihrem Fall jedoch, ganz im Gegenteil, war diese Idee ja sogar von ihrem Mann ausgegangen, ja sogar gefördert worden. Oder beinahe tendierte sie sogar zur Formulierung, dass er sie zu dem hin getrieben hatte, was in seiner erregenden Phantasie ihn am meisten aufgeilte. Dass sie andere Männer erregte, verführte, Sex mit ihnen hatte ... wo er ... sie wagte kaum, an das zu denken, was ja schon passiert war. Wo er noch dazu dabei sein wollte und in immer gestei­gerteren Formen auch sehen, wie sie von diesen ...
    ... genommen und ... sie biss sich auf die Lippen ... JA: gefickt worden war. Und das, wäh­rend er zusah. Unglaublich! Wenn sie nur einen Hauch von Nüchternheit aufwen­den konnte, um darüber nachzudenken, welche moderne Form der Ehe sie hatten, dann war es dennoch eines, das ihr bald als erstes in die Ge­danken einschoss: Es war Wahnsinn, süßer Wahnsinn und eine Grat­wanderung der äußersten erotischen Art.
    
    Emilia zitterte, während sie sein Gesicht sanft zu dem ihren hin­drehte, damit sie ihm wieder in die Augen blicken konnte: »Mein Schatz! Ich liebe dich und nur dich. Jeder andere, mit dem ich Sex ha­be, ist nur zum Vergnügen da und zur ... Steigerung unserer eigenen ... gegenseitigen Geilheit ... das solltest du niemals wohl vergessen!«
    
    Alle anderen Aspekte, die auch zu dieser Situation und Abmachung zwischen den beiden geführt hatten, vermied sie, in das Gespräch ein­zubringen, selbst wenn sie doch die Auslöser gewesen waren. Und ohne diese zu kennen, würde wohl auch niemand verstehen, was da zwischen den beiden und mit anderen noch intensiver lief. Eine Art von Swingertum, wo er sich aber kaum beteiligte, sondern lieber zusah: Das klang in sich schon nach einer gewissen Perversion oder aber Selbstbestrafung, erotischer Flagellation, war ihr klar. Und wohl auch deswegen hatten sie ja damals nach der Geburt der Kinder be­schlossen, darüber ein Siegel des Schweigens zu legen. Nicht nur einmal hatte sie in der letzten Zeit daran gedacht, dieses Siegel zu erbrechen und neu ...
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