1. Der Seelentrinker Teil 3 von 7


    Datum: 23.05.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... hatte seiner Freundin auch mehrfach die Pest auf den Hals gewünscht. Und doch war ein Teil von ihm sehr froh, dass sie glücklich war und eine Familie hatte. Die Kinder sah er mit lachendem und mit weinendem Auge. Es hätten seine sein können...
    
    Hätte...
    
    Wäre...
    
    Würde...
    
    „Scheiß drauf!"
    
    Sabina sah überrascht auf.
    
    „Entschuldige. Ich hatte gerade einen Flash Back. Ich glaube ich weiß mehr, wie Du Dich jetzt fühlst, als Du ahnst."
    
    „Ich habe es mir gewünscht.
    
    Verstehst Du?
    
    Gewünscht, das er irgendwo verreckt.
    
    Vergessen von der Welt und von allen."
    
    Sie griff nach seinem Kaffeebecher und nahm einen großen Schluck.
    
    „Jetzt ist er tot und genau so gestorben, wie ich es mir gewünscht habe.
    
    Verstehst Du?
    
    Ich bin schuld an seinem Tod!"
    
    „Nein, das denke ich nicht Sabina.
    
    Wir wünschen uns sehr oft Dinge und meinen sie nicht so.
    
    Deswegen wird nicht gleich ein Fluch draus.
    
    Ich denke, der Ring spielt mit uns.
    
    Ich sagte Dir, er ist böse."
    
    „Dann ist Oliver vielleicht gar nicht tot?"
    
    „Ich will ehrlich sein. Ich denke schon. Der Ring hat die Wahrheit gesagt. Und die ist wirklich nicht immer schön.
    
    Ich will garantiert nicht alles wissen.
    
    Das würde mir wahrscheinlich Angst machen."
    
    Marius kramte in seinem Nachtschrank und reichte ihr eine Packung Taschentücher.
    
    „Er ist tot, aber ich glaube nicht, dass Du daran irgendeine Schuld hast.
    
    Er hat Dich verlassen.
    
    Oder?
    
    Nicht Du ihn.
    
    Es war seine Entscheidung und sein ...
    ... Weg, der ihn dahin gebracht hat, wo er sich jetzt befindet.
    
    Dass er Dir damit sehr wehgetan und Dich tief verletzt hast -- das versteht jeder. Und dass Du ihm „Was weiß ich nicht Was" an den Hals gewünscht hast... Du Wut und Hass gespürt hast... Das ist menschlich.
    
    Das war bei mir genauso.
    
    Und das ist manchmal auch heute noch so.
    
    Aber auf meiner Kommode stehen ein paar Fotos. Die zeigen meine „Altlasten".
    
    Nach dem Unfall hat sie mich verlassen. Du siehst ja, was für ein Monster ich bin. Aber damals sah ich nicht nur noch schlimmer aus.
    
    Ich war genauso ein Monster, das alles und jeden hasste.
    
    Vor allem hasste ich mich selbst.
    
    Ich war unerträglich und habe alles und jeden attackiert.
    
    Auch sie.
    
    Sie ist jetzt verheiratet.
    
    Wirklich glücklich und hat zwei Kinder.
    
    Manchmal denke ich wie es wäre, wenn es meine eigenen Kinder wären und ich an der Stelle dieses anderen Mannes stehen würde...
    
    Ihn mein Schicksal ereilt hätte.
    
    Ich spüre diese Eifersucht, die in mir wie Säure ätzend alles zerfrisst.
    
    Aber dann...
    
    Dann sehe ich die Fotos und alle vier. Ich freue mich dann für sie."
    
    Sabina stand auf und umarmte ihn.
    
    „Ich habe sogar ein Lied für sie geschrieben. Ich habe lange nachgedacht und es ihr nicht gegeben. Sie wäre vielleicht zu mir zurückgekommen.
    
    Aber wäre sie mit mir glücklich geworden?"
    
    Marius schluchzte.
    
    Lange verharrten sie stumme Tränen vergießend in dieser Umarmung.
    
    Stilles Verständnis zweier wunder Seelen.
    
    Der ...
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