1. Der Krieg der Amazonen


    Datum: 23.06.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bypronstories

    Mel und der Krieg
    
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    Seine Freunde nannten ihn Mel. Von Leutnant Warnecke hingegen wurde Benjamin Meller als "Chad" bezeichnet. Er wusste nicht genau, weswegen der Leutnant ihn so nannte, vermutete aber, dass es mit seinem Aussehen zu tun hatte: Er war 2,05 m groß und überaus muskulös. Sein Gesicht war kantig, die Haare blond und dicht. Bei den Frauen kam er gut an, bis seine Schüchternheit dafür sorgte, dass sie das Interesse verloren.
    
    Daher war er auch erst zweimal mit einer Frau im Bett gewesen. Die erste hatte, als er seine Hosen heruntergezogen hatte, einen leisen Pfiff ausgestoßen - um ihn danach zwei Stunden laut stöhnend und schreiend durch ihr Bett zu treiben. Er hatte kaum etwas davon gehabt und war verwirrt nach Hause gegangen. Die zweite war blass geworden, hatte hilflos gelacht - und war gegangen. Mel war wohl kaum als Intellektueller zu bezeichnen, aber ganz dämlich war er auch nicht. Ihm war klar, dass er überdurchschnittlich gebaut war - nur half ihm das auch nicht über seine Schüchternheit.
    
    Die war wohl auch mit ein Grund dafür, dass er in der Schule nicht besonders gut zurechtkam. Selbst mit einem guten Schulabschluss war es nach dem großen Crash von 2023 schwer genug, einen Job zu finden - daher verpflichtete Mel sich nach seinem Realschulabschluss wie so viele andere bei der Armee. Aus Mel wurde erst Gefreiter Meller, dann Obergefreiter Meller, später wieder Mel und manchmal Chad; ihm war's einerlei. Nach dem Crash ...
    ... hatte das Leben eh nicht mehr viel zu bieten. Die Cyberkriege der Nationen hatten erst das Internet und danach die Wirtschaft zerstört. Armut und Kriminalität waren allgegenwärtig.
    
    Bei der Armee fühlte er sich wider Erwarten gut; das einzige, worin er je gut gewesen war, war Sport. Ringen, Schwimmen, Basketball, Klettern, Boxen - er liebt es alles, bei der Armee akzeptierten sie ihn dafür. Das ihm das Denken und alle Entscheidungen abgenommen wurden, kam ihm auch nur entgegen. Zudem gab es genug zu Essen, auch wenn es nicht besonders gut war - aber wer fragte danach heute schon?
    
    Doch dann kam der Krieg.
    
    Anders als viele erwarteten, ging er nicht von Nordkorea oder dem Nahen Osten aus. Auch Russland oder die USA hatten damit nichts zu tun. Es waren die Weltraumamazonen - oder Amayconas, wie die offizielle Schreibweise wohl war, aber wen interessiert's? Weder Mel noch Obergefreiten Meller. Er wusste nur, dass "Weltraumamazonen" ein klasse Begriff für die Riesenweiber war, die in silbernen Raumschiffen aus dem Nichts stürzten und mit Laserkanonen und Plasmaraketen (oder so) die irdische Verteidigung in Form von Satelliten, Luftwaffe und Raketensystem innerhalb von Stunden zu Klump schossen - und das Konzept der Nationalstaaten gleich mit.
    
    Verzweifelte Versuche, dem Feind mit konventionellen Feuerwaffen zu Leibe zu rücken, riefen zuerst Verwunderung, dann Hoffnung hervor, als die Amazonen aus ihrem Raumschiffen stiegen und ihrerseits mit Handfeuerwaffen kämpften. Doch ...
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