1. Von Bernd & Marc & Horst (09)


    Datum: 02.07.2023, Kategorien: Schwule Autor: byBazzamann

    „Guten Morgen, spreche ich mit Horst Grafenberger?"
    
    Horst riss die Augen auf setzte sich aufrecht hin.
    
    „Ja, der bin ich...!"
    
    „Guten Morgen, Herr Grafenberger, Hauptkommissar Feldmann am Apparat. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Frau heute Morgen leider einen Autounfall hatte."
    
    Horst ist sprachlos.
    
    „Und obwohl der Notarzt und der Krankenwagen schnell zur Hilfe kamen, ist sie leider auf dem Weg ins Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen verstorben."
    
    Horst wurde kreidebleich und ließ das Handy fallen, ich nahm es auf und beendete das Gespräch mit dem Polizisten.
    
    „Hella, sie ist..... tot!"
    
    „Was, das gibt es doch nicht."
    
    Unter Tränen erzählt er mir, was er gerade erfahren hatte. Ich nehme ihn in den Arm und er schluchzt wie ein kleines Kind.
    
    Seit dem war nichts mehr wie vorher. Horst hatte vorerst aufgehört zu leben, er existierte und funktionierte nur noch. Das mit der Beerdigung und der Haushaltsauflösung kriegte er hin, aber zu Hause und im Büro musste ich ihn vertreten, was ich auch bereitwillig tat. Ich weiß nicht, ob er mir die Leitung der Kanzlei auch ohne dass wir zusammengekommen waren, übertragen hätte. Aber es machte eigentlich auch keinen Unterschied.
    
    In vielen Beziehungen kommt es zur Bewährungsprobe wenn die Zeiten hart werden, aber dann hat man oftmals schon eine gewisse Zeit hinter sich. Wir standen ja eigentlich erst am Anfang, aber das spielte eigentlich keine Rolle, schließlich waren wir seit über 10 Jahren schon ...
    ... Kollegen und Freunde.
    
    Als dann so ziemlich alles abgewickelt war, fiel Horst noch mehr in ein Loch, er hat zu nichts mehr Lust und saß nur auf der Terrasse und starte auf die Wasseroberfläche vom Whirlpool. Ich musste dringend etwas finden, denn langsam wurde es zu kühl um stundenlang draußen zu sitzen. Aber was sollte ich machen, kaum einer wusste Bescheid, den ich hätte zu uns einladen können um Horst auf andere Gedanken zu bringen.
    
    Doch die nächsten dunklen Monate blieb alles unverändert und ich leistete ihm Gesellschaft und war für ihn da, aber mehr als das Fernsehprogramm oder den Essensplan besprachen wir nicht. Er grübelte viel und ich las als Vorwand um ihm über meinem Buchrand beobachten zu können, viele Bücher, ohne sie wirklich zu lesen.
    
    Der 1. Advent stellte dann unerwarteter Weise eine erste Wendung zum besseren dar. Als ich die Deko aus dem Keller holte und im Flur abstellte, rechnete ich nicht wirklich mit einer Reaktion seinerseits, doch er kam neugierig aus der Küche und trug die Kiste sofort ins Wohnzimmer. Ich holte die nächste Kiste und als ich ebenfalls ins Wohnzimmer trat, da hatte er schon alle Schwippbögen, Pyramiden und Rauchermännchen ausgepackt und überall im Raum verteilt und ich sah das erste Mal einen Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht.
    
    Horst bemerkte mich gar nicht, so stellte ich einfach die Kiste ab und ging erneut in den Keller. Vielleicht hatte ich jetzt etwas gefunden, womit ich ihn erstmals aus der Reserve locken konnte. ...
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