1. Naturfrauengeschichte


    Datum: 27.08.2018, Kategorien: Schamsituation Autor: naturfrau

    ... abgesehen haarlos zu sein, alles andere waren doch lediglich ärgerliche Reste aus unzivilisierten Tagen. Und wo wir von ärgerlich sprechen: der neue rote Lippenstift war völlig aufgeweicht und verschmierte ihren Mund wie bei einem Clown. Ihre Versuche mit Wimperntusche und Kayalstift sahen ebenso grotesk aus und sie wurde langsam wütend. Wenn das so weiterging würde sie heute freinehmen, Carmen würde im Büro auch alleine zurechtkommen.
    
    Ohne sich um ihr verschmiertes Gesicht zu kümmern ging sie vom Bad ins Schlafzimmer und öffnete die Schublade mit ihrer Unterwäsche, riß dabei den Knopf ab und schlagartig fielen ihr die Berichte der letzten Tage ein – mit offenem Mund stand sie vor dem jämmerlichen Häufchen brüchiger Textilreste, die man nur noch mit Mühe als Tangas und Büstenhalter erkennen konnte, dann gab sie sich einen Ruck und öffnete den Kleiderschrank. Es war entsetzlich!
    
    Blusen, Kleider, Jeans waren irgendwie ausgebleicht, zerfranst, sahen schäbig aus als wäre ein Rudel Motten darüber hergefallen. Vorsichtig versuchte sie eines ihrer Sommerkleider überzuziehen aber der brüchige Stoff zerbröckelte in ihren Händen. Dieser schreckliche Zerfall hatte inzwischen auch die Gardinen erfasst, die als fleckige Lappen vor den Fenstern hingen. Als sie ihre nackten Zehen bewegte lösten sich einige große Flocken aus dem Teppichboden. Sie machte einen großen Schritt rückwärts und ließ sich auf ihr Bett fallen, was einen Wirbel von Staub und Daunen auslöste. Panik machte sich in ...
    ... ihr breit. Was sollte sie denn nur tun? Wenn die ganze Stadt oder womöglich das ganze Land betroffen war wäre es sinnlos, um Hilfe zu rufen. Und außerdem, wie sollte sie der Polizei oder Feuerwehr die Tür öffnen ohne was zum anziehen? Alles drehte sich, am Rande bemerkte sie, dass sich die Tapeten von der Wand abschälten und dass das Bett ihr Gewicht (nichtmal 60 kilo) nicht mehr lange tragen würde. Es ächzte und wackelte.
    
    Mit einem ganz flauen Gefühl im Magen erhob sie sich und schleppte sich zu ihrem Schuhschrank. Bittebittebitte wenigstens nicht die Schuhe – aber Bitten wurden heute nicht erhört. Mit einem zerfledderten Stiefel an die nackte Brust gepresst ging sie in die Knie. Wut, Scham und Verzweiflung trieben ihr die Tränen in die Augen während dieser unheimliche Verfall um sie herum immer weiter fortschritt.
    
    Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass sie nur noch einen unnützen hohen Absatz umklammerte. Das Krachen und Scheppern in ihrer Wohnung war verebbt, sie konnte auch keinen Verkehrslärm mehr von der Straße hören. Was immer es war, es schien vorbei zu sein.
    
    Sie blickte sich um und ließ den Absatz zu Boden fallen. Es war ein Alptraum, ja, es musste ein Alptraum sein! Dieser kahle Raum hier war doch nicht ihr Schlafzimmer, hier gab es ja nichtmal ein Bett!
    
    Ungläubig (obwohl sie es insgeheim besser wusste) schritt sie über den rauen Estrich und begutachtete ihre Wohnung, ein karges, staubiges graues Verließ ohne Möbel oder sonstige Einrichtung. Im Bad hingen ...
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