1. Die Nacht am Lagerfeuer


    Datum: 06.09.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byBleeding_Heart

    „Wie ist dein Name, Mädchen?"
    
    „Leana", antwortete sie und setzte sich stöhnend auf. Da der fremde Mann bemerkt hatte, dass sie wach war, hatte es keinen Sinn mehr, sich schlafend zu stellen. Ihr brummte der Schädel und sie fasste sich an den Kopf, wobei sie vor Schmerz die Augen zusammenkniff. Ihre Finger berührten etwas weiches, das sich über ihre Haare spannte.
    
    „Kannst du dich an mich erinnern?", fragte der Mann, der ihr gegenüber am Lagerfeuer saß und sich in einen dicken Mantel gehüllt hatte. Eine Hälfte seines Gesichts wurde vom Feuer beleuchtet, die andere verschwand im davon erzeugten Schatten seiner Nase. Vor ihm, am Rande des knisternden Feuers lag ein Schwert, eingeschlossen in der zugehörigen Schwertscheide. Leana kniff unverzüglich die Augen zusammen.
    
    Nach einer kurzen Pause fügte der Mann hinzu: „Kannst du dich an etwas erinnern?"
    
    „Nein", murmelte Leana und stützte sich mit den Händen im weichen Gras ab, um ihre Beine anwinkeln zu können. Als sie bequemer saß, schlang sie die Decke, die sie dabei abgeschüttelt hatte fest um sich. Sie beobachtete die Bewegungen des Mannes aus Argusaugen.
    
    „Ich weiß nicht mal, welcher Tag heute ist..."
    
    „Heute ist der neunte Oktober. Es müsste nun etwa ein Uhr in der Nacht sein. Du hast also etwa sechs Stunden geschlafen."
    
    Leana fröstelte trotz ihrer warmen Decke. Sie rückte näher an das Feuer heran und sah sich um. Den Steinkreis, der das Lagerfeuer eingrenzte, umgaben vielerlei Schatullen, Beutel und Säcke. ...
    ... Zwischen ihr und dem Fremden standen außerdem mehrere Tassen und eine dunkle Kanne, aus deren Tülle wohlriechender Dampf emporstieg. Sie blickte den Mann an und öffnete den Mund, dieser nickte jedoch, bevor sie eine Frage stellen konnte.
    
    „Nimm ruhig."
    
    Leana nahm sich eine Tasse und schenkte sich ein. Der Tee wärmte ihre Kehle und sie fühlte, wie die Hitze sich in ihrem Körper ausdehnte. Sie seufzte auf. Es war sicher zwei Jahre her, dass sie zuletzt Kamillentee geschmeckt hatte.
    
    „Danke", sagte sie schnell und erschrak leicht über sich selbst, weil sie nicht sofort daran gedacht hatte.
    
    „Kein Problem", sagte der Mann und lächelte. Er stellte sich als Gaia vor und versicherte ihr, dass sie in Sicherheit sei. Wovor wagte Leana nicht zu fragen, aber sie schenkte seinen Worten Glauben und nippte weiter an ihrem Tee. Dabei blickte sie immer wieder verstohlen zu ihm hinüber, weiterhin auf der Hut, wenn auch nicht mehr so misstrauisch wie zuvor.
    
    Er war durchaus hübsch, soweit sie das im Halbschatten des Lagerfeuers beurteilen konnte. Sein Lächeln hatte etwas sonderbares, erhabenes, beinahe katzenhaftes. Seine Augen blickten müde, aber freundlich zu ihr und schienen den Feuerschein weniger zu reflektieren, als ihn aufzufangen und in sich zu behalten. Sie schwiegen eine Weile, bis Leana ihre Tasse ausgeschlürft hatte.
    
    „Was ist das letzte, woran du dich erinnerst?", fragte Gaia und schenkte ihr nach.
    
    „Ich erinnere mich noch an heute morgen, entschuldigung, gestern ...
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