1. Der Klavierhocker -- Teil 04


    Datum: 21.03.2018, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... Mädchengesicht mit denselben Augen sehr erlesen ausgesehen. An der goldenen Brisur hingen fünf kleine Kettenglieder aus Gold, an deren letztem Glied war die Fassung für einen leicht tropfenförmigen Topas in dieser exquisiten blaugrünen Farbe befestigt. Ich räusperte mich leise und wollte das auch genauso sagen, denn ich war ja kein Mädchen und diese Schmuckstücke waren nicht billig. Das Etikett daran zeigte einen Preis, der mein Stipendium für einen Monat glatt überstieg.
    
    Bevor ich mich jedoch versah, saß ich auf einem Stuhl und biss die Lippen zusammen, als erst das rechte, dann das linke Ohrläppchen durchbohrt wurde, während Lady Tanja meine Schultern hielt. Dann setzte er zur Anprobe die Ohrhänger ein.
    
    „Wir noch brauchen kleine medizinische Ohrstecker. Die Ohrhänger nur für heute Abend sind zum Feiern, mein Schatz. Danach du wirst haben in Ohr für vier bis sechs Wochen die Ohrstecker, bis verheilt alles richtig ist. Ich werde sein so stolz, wenn du kannst tragen Ohrhänger im Alltag, Schatzi!"
    
    Jetzt erst wurde mir klar, was da eben passiert war. Wie um alles in der Welt sollte ich am Wochenende meinem Vater erklären, warum ich meine Ohrläppchen für Ohrringe vorbereitete hatte bzw. diese zwei Ohrstecker trug? Die Ohrhänger baumelten sanft provozierend von meinen Ohrläppchen herab, als dieser Gedanke durch meinen Kopf schoss. Der Juwelier verpackte diese medizinischen Ohrstecker aus Silber schon, bevor ich darüber nachdenken konnte.
    
    „Beehren Sie mich gerne ...
    ... wieder mit Ihrem Besuch, mein Herr."
    
    Das ließ mich stutzen, aber Lady Tanja lächelte nur höflich und korrigierte diesen eigentlich unverzeihlichen Fehler des Juweliers nicht. Dann wurde mir allerdings plötzlich klar, dass dieser Irrtum gar nicht so unverzeihlich war. Der gute Mann hatte mir Ohrlöcher gestochen und mich als Verlobte vorgestellt gehört. Die Verlobte von Lady Tanja im Herrenanzug. Beim Aussteigen aus ihrem Wagen hatte ich sie ja selber im ersten Augenblick für einen fremden Mann gehalten. Und ihre tiefe Altstimme konnte man durchaus für eine Männerstimme halten, wenn man es nicht besser wusste.
    
    In diesem Moment wurde die Absurdität der Situation noch klarer für mich. Ich, Daniel, wurde für die Verlobte von einem Herrn gehalten, der in Wirklichkeit die russische Dozentin Tanja Petrowa war. Wir verließen das Geschäft, als ob das ganz normal sei.
    
    22 Tanja Wladimirowna Petrowa
    
    Ihre geplante Attacke erwies sich, wie gehofft, als erfolgreich. Danielle war überwältigt. Ihr femininer Zögling hatte sich nicht gegen den Kuss gewehrt, obwohl der quasi in der Öffentlichkeit passierte, sondern sich in die Eroberung ergeben. Tanja hatte das Momentum des Augenblicks instinktiv ausgenutzt, um auch gleich noch das Element der Verlobung einzubringen. Das hatte sie zwar nicht geplant, aber es machte alles noch überzeugender. Der Juwelier hatte nicht einen Moment gezögert, als sie ihm die Kreditkarte ihres Zöglings gezeigt hatte. Sie hatte es auch gut vorbereitet. Nach dem ...
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