1. Weihnachten zu dritt


    Datum: 01.10.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    ... auch gar nicht mitgenommen.
    
    „Also!", sagte die Stimme, „ich werde hier mitwarten, bis der Bus gekommen und mit dir weggefahren ist. In der Zwischenzeit ziehst du meinen Mantel über!"
    
    Angela sah zu, wie er sich aus dem Mantel pellte und diesen ihr dann hinhielt.
    
    Jetzt war ihr alles egal. Sie fror inzwischen so stark, dass sie nicht einmal mehr antworten konnte. Zu sehr schlugen ihre Zähne aufeinander.
    
    Um den Mantel anziehen zu können, stand sie mit wackeligen Beinen auf. Dann legte ihr der fremde Mann den Mantel um, der bei ihr um einiges auf dem Boden lag. Dabei fiel ihr wieder auf, wie groß der andere war. An die zwei Meter waren es gestimmt, und wenn sie darüber nachdachte, dass sie gerade einen Meter sechzig war, wirkte sie sicher unheimlich klein neben ihn. Wenn er jetzt etwas von ihr gewollt hätte, hätte er es längst getan. Aber das einzige, was er tat war, sich neben sie zu setzten. Dabei schielte sie in seine Richtung und konnte erkennen, dass er unter dem Mantel noch einen weiteren recht Dünnen getragen hatte. Trotzdem war er immer noch eine imposante Erscheinung, denn auch ohne seinen dicken Mantel, war er noch sehr kräftig gebaut. Was Angela sofort auffiel, waren die großen, fast wie Schaufeln wirkenden Hände mit dicken Fingern, die nicht dazu gemacht waren, Schreibarbeit zu verrichten. Wahrscheinlich arbeitete er also mit den Händen. Mauerer vielleicht oder etwas anderes auf dem Bau. Ganz anders als Thomas, der keinen Nagel in die Wand ...
    ... bekam.
    
    Langsam wurde ihr wieder wärmer und ihre Zähne hörten auf zu klappern. Dafür schärften sich wieder ihre Sinne und sie nahm einen Geruch war, den sie zuvor nur unterschwellig wahrgenommen hatte. Dieser Geruch kam ihr bekannt vor und entstieg dem Mantel. Leider konnte sie diesen nicht zuordnen, doch ihr Unterbewusstsein signalisierte etwas von vertrautem wohlfühlen.
    
    Minute um Minute saßen sie jetzt auf der Bank und warteten, wobei Angela nicht einmal wusste, was sie machen sollte, wenn ein Bus kam. Soweit sie wusste, gab es hier nur eine einzige Verbindung, also konnte sie schlecht sagen, dass dies der falsche Bus wäre. So saß sie weiterhin dort und wusste nicht weiter. Aber immerhin war ihr dabei nicht mehr so kalt. Der Mantel wärmte sehr gut. Leider nicht ihre Füße, die langsam zu Eisklumpen wurden.
    
    „Hmmm", ließ der Mann wieder verlauten, „Sieht so aus, als wenn kein Bus mehr kommt. Wo wolltest du den hin?"
    
    Eine Frage die Angela nicht beantworten konnte und sich davor gefürchtet hatte. Sie sah den Mann jetzt von der Seite an und zuckte ein weiteres Mal mit der Schulter.
    
    „Ein Mädchen oder junge Frau sitzt in einer Bushaltestelle bei Schneesturm und wartet auf einen Bus, der nicht kommt und weis nicht, wohin sie will. Schon etwas merkwürdig findest du nicht auch? Dazu sieht sie aus, als wenn sie gerade die Prügel ihres Lebens bekommen hat und Hals über Kopf geflüchtet ist. Das ist eine Kombination die mir gar nicht gefällt. Besonders weil wir hier nicht die nächsten Tage ...
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