Krieg und Liebe - Swinging Nyhavn
Datum: 24.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
© JoeMo1619 - August 2023
Vorwort:
Die ersten vier 'Krieg und Liebe'-Geschichten hatten deutsche und englische Protagonisten und spielten in Irland, Finnland, Deutschland und in Schottland beziehungsweise über dem Nordatlantik. Das überaus liebe, positive Feedback motiviert mich zu einer kontinuierlichen Fortsetzung dieser Geschichtenidee. 'Swinging Nyhavn' spielt im Vergnügungsstadtteil Nyhavn der dänischen Hauptstadt Kopenhagen, der bis heute mit seiner großen Zahl von Restaurants, Kneipen, Musikclubs, Galerien, Kleinkunst-Theater, usw. ein hochattraktiver Anziehungspunkt für Einheimische wie Touristen ist.
Diese Geschichte greift gleich zwei historisch schwierige Themen auf: die rassistisch motivierte Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten und der Umgang der dänischen Öffentlichkeit mit ihrem Verhalten während der deutschen Besatzungszeit. Hier nur ein kleiner, aber provokativer Zahlenvergleich, der dies illustriert: rund 1.750 im Krieg gefallenen Dänen in SS-Uniform standen rund 500 direkt oder indirekt getötete dänische Widerstandkämpfer gegenüber.
Kopenhagen, April 1940
Für das kleinbürgerliche Dänemark der Zwischenkriegsjahre war ich eher ungewöhnlich. Geboren und getauft als Oscar Nyrup Olsen war ich der jüngste von drei Söhnen des Regierungsdirektors Rasmus Nyrup Olsen. Mein Vater hatte nach dem ersten Weltkrieg als Verwaltungsjurist die im Versailler Vertrag an Dänemark zurückgegebenen Landesteile von Sønderjylland (Nord-Schleswig), die ...
... 1864 im Krieg gegen Preußen verloren worden waren, ins Königsreich integriert und hatte im dänischen Innenministerium bis zu seiner Pensionierung 1925 eine herausragende Stellung. Meine beiden älteren Brüder waren nach dem Jurastudium ebenfalls in den Staatsdienst eingetreten und in achtbarer Stellung im Innen- beziehungsweise Finanzministerium tätig. Nur ich war aus der Art geschlagen, hatte mein Jura-Studium nach dem ersten Universitätsjahr abgebrochen und war Musiker geworden. Immerhin hatte mir mein Vater aufgrund meines Talentes ab 1909 eine Pianistenausbildung am Kopenhagener Konservatorium bezahlt, die ich sogar mit dem Konzertexamen abgeschlossen hatte. Dann aber schlug ich endgültig aus der Art. Mein Heimatland war bei Ausbruch des Großen Krieges, der später als 1. Weltkrieg in die Geschichtsbücher eingehen sollte, neutral geblieben. Dieser glückliche Umstand ermöglichte mir, als fünfundzwanzigjähriger Pianist in die ebenfalls neutralen USA zu reisen, wo ich mich sehr schnell von der klassischen Klaviermusik verabschiedete und dem Jazz verfiel. Immerhin war ich gut genug, um mir meinen eher bescheidenen Lebensunterhalt als Solist, als Bandmitglied und in verschiedenen Jazzorchestern zu verdienen.
Mit meinem vierzigsten Geburtstag hatte die Weltwirtschaftskrise auch die Unterhaltungsindustrie nachhaltig getroffen. Jobs und Auftritte wurden knapper und schlechter bezahlt, die Aussichten waren von Monat zu Monat trüber geworden. Mein Brief an meinen mittlerweile ...