Nebenan- Warum in die Ferne schweifen
Datum: 02.08.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: elonagrey
... erklären konnte. Einen Mann sah ich irgendwie nie, als Kind macht man sich dazu aber auch keine Gedanken. Vielleicht war er einfach nur nicht da, wenn ich bei ihr war. Ab und zu war ein Mädchen zu Besuch. Sie war einige Jahre jünger als ich, wir spielten auch ab und zu zusammen, aber leider war sie entweder nicht so oft da oder aber es ergab sich nicht, dass wir zusammenkamen. Heute weiß ich, dass Frau Schuchardt geschieden ist und ihre Tochter bei dem leiblichen Vater aufwuchs. In dem Haus konnte sie wohnen bleiben, da es ihr gehörte. Einer Künstlerin traute man keinen soliden Lebenswandel mit gesichertem Einkommen zu, erzählte sie mir sehr viel später mal verletzt und mit schmerzend verbittertem Unterton.
Heute habe ich den Eindruck, dass ich damals, als kleines Kind, ein wenig Ersatz für diesen Verlust war und sie sicherlich deshalb mir so viel Liebe schenkte. Diese Nähe, die ich als Junge einfach nur angenehm empfand und hinnahm baute eine ganz eigene Vertrautheit zwischen uns auf. Nie, absolut nie, gab es eine schlüpfrige Situation oder gar Anzüglichkeiten. Und doch verband uns eine auch im Nachhinein schwer zu ergründende, knisternde Verschworenheit. Kann man sich als Kind in eine so viel ältere Frau verlieben?
Ich denke schon. Es ist, als ob man die hübsche Kindergärtnerin oder in der ersten Klasse seine Lehrerin anhimmelt. Frau Schuchardt habe ich, seit ich denken kann, immer gesiezt. Für mich war das ganz normal, zu ihr ´Sie´ zu sagen und es kam mir auch nie ...
... etwas anderes in den Sinn, hinterfragte das weder als Kind noch jetzt nicht. Warum auch! Heute, Jahre später, ist mir klar, dass es einer ihrer Abwehrmechanismen war, mich innerlich auf Distanz zu halten, da sie mir mehr als einmal sehr deutlich zu verstehen gab, wie sehr sie mich mochte. Doch auch ich mochte Frau Schuchardt, wie ein kleiner Junge eine nette Frau im Alter meiner Mutter das nun einmal empfand. Wir drückten uns dann aneinander. Sie schlang ihre Arme um mich, drückte mich an ihren mächtigen Busen. Meine Arme reichten zwar halbwegs um ihre Taille aber hätten es niemals über ihre kräftigen Hüften geschafft. So hielten wir uns nur zu gerne und oft fest.
Sie verriet mir selten und dann eher oberflächlich ihre Gedanken und erst recht nicht ihre Gefühle. Wir hatten sehr viel körperliche Nähe. Das geschah nie richtig bewusst, war eher so beiläufig. Eben ganz normal und natürlich. Sie nahm mich bei der Begrüßung oder zum Abschied in den Arm, wenn sie vorlas kuschelte ich mich an sie, wenn ich traurig war oder mit jemand Streit hatte tröstete sie mich, ich drückte mich an sie und gab mir dadurch unendliches Vertrauen und schenkte mir die unzerstörbare Liebe zu den Frauen. Frauen sind vielleicht auch deshalb bis heute für mich die besseren "Freunde". Reden können, schweigen können, lachen und weinen, mich an diesen üppigen weichen Körper zu kuscheln sind für mich bis heute Erinnerungen mit Goldrand. Es war mir überaus behaglich, wenn sie mich an ihre prallen Kissen ...