Für T. (unsere einzige Nacht)
Datum: 15.08.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Gschichtlschreiber
... mir, der kann was!"
T. war verlegen und nickte nur. Ich ging zu ihr, gab ihr die Hand und half ihr vom Barhocker. Wir gingen Hand in Hand durch die Lobby. Im Gehen legte ich meine Hand um ihre Schulter. Sie legte ihre Hand um meine Hüfte und ihren Kopf an meine Schulter. Hinter uns begann wieder das Gegröle der Gören. Als wir draußen waren, grinste ich T. an: "Die werden heute wohl viel Spaß haben." Sie grinste zurück: "Davon kannst du ausgehen, aber am besten habe ich es getroffen."
Wortlos gingen wir langsam Arm in Arm zum Italiener. Wir bekamen einen kleinen Tisch in einer gemütlichen Nische und bestellten eine Flasche guten Chianti classico. Nachdem wir den ersten Schluck getrunken hatten, nahm T. meine Hand und atmete tief durch: "M. hat dir vorhin bestimmt gesagt, dass du mich bremsen sollst, wenn ich dir meine Geschichte erzähle." Ich nickte.
T. nickte auch: "Also gut, die Kurzversion. Hör bitte einfach nur zu und sag einfach nichts. Also, vor ca. fünf Jahren wurde bei mir Brustkrebs festgestellt und das in einer ziemlich aggressiven Variante. Als Behandlung kam nur die Radikalvariante in Frage. Also wurden mir beide Brüste abgenommen und ...", sie atmete wieder tief durch, es fiel ihr offensichtlich schwer, das so auszusprechen, "... und ich wurde auch unten komplett ausgeräumt. Damals hatte ich echt Angst, dass ich das nicht überleben könnte. Aber wie du siehst, sitze ich dir hier gegenüber. Damals war auch der Zeitpunkt, an dem ich beschloss, falls ...
... ich das überleben werde, dass ich mehr für mich tun muss und keine Chancen im Leben auslassen will. Tatsächlich schlimm wurde es dann vor ca. drei Jahren, als sich herausstellt hatte, dass ich überleben werde. Davor war es ein Kampf ums Überleben, aber dann kamen die Depressionen. Ich fühlte mich nicht mehr als Frau, naja, eigentlich nicht einmal als Mensch. Ich war einfach nichts."
Ihr rannen die Tränen über die Wangen. Ich sagte nichts, drückte nur sachte ihre Hand. "Mein Selbstwertgefühl war nicht mehr vorhanden und manchmal habe ich mir echt gedacht, dass es besser gewesen wäre, wenn ich nicht überlebt hätte."
Ich legte meine zweite Hand auf ihre und streichelte sie sanft, ihr rannen weiterhin die Tränen aus den Augen.
"Alle in meinem Umfeld haben versucht und tun es immer noch, mir zu helfen, mich zu unterstützen, mich aus meinem Loch zu holen, aber das geht alles nur furchtbar langsam und schleppend und nur in ganz kleinen Schritten. Naja, bis gestern, da habe ich einen riesigen Schritt vorwärts gemacht. Es war so wunderbar, mit dir über diese unbeschwerte Zeit, über die Jugend zu reden, dieses Verliebtsein aus der Erinnerung zu holen, das hat mir wirklich geholfen und fühlt sich einfach irrsinnig gut an."
Ihr huschte ein kurzes Lächeln über die Lippen. Ich starrte sie an, diese wunderbare, hübsche Frau und sah in ihr die ganze Zeit das unbeschwerte, leicht verrückte Mädchen, das sie in den 1980er Jahren war. Mir ging es ein wenig ähnlich wie ihr, dieses ...