Verhext 01
Datum: 30.11.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byspkfantasy
... war auch die Frau des in 1943 gefallenen Neffen des Onkels, der ein hochdekorierter U-Bootkapitän war, in 1944 bei Bombenangriffen in Hamburg-Harburg umgekommen. Man hatte nur ihre völlig verkohlten Knochen und ihren Ehering gefunden. Das weckte einen zutiefst unangenehmen Nachgeschmack in ihr. Der hochdekorierte Kapitän konnte nur ihr Mann gewesen sein und Harburg klang wie ein Ort mit furchtbaren Erinnerungen. Es blieb aber im Hintergrund ihres Gedächtnisses bizarr verschwommen, so als ob sie sich nicht erinnern wollte. Das konnte bei traumatischen Ereignissen oder bei solchen der Fall sein, wo es Schuldverdrängungen gab, wie sie wusste. Als einziges schälte sich heraus, dass sie nach ihrem Empfinden einen heranwachsenden Sohn gehabt hatte. Was war aus ihm geworden? Aber warum war sie dann noch am Leben, wenn sie laut Zeitungsbericht umgekommen war? Sie konnte nur schließen, dass sie Wahnvorstellungen hatte. Sie konnte nicht vom Jahr 1944 ins Jahr 1961 gekommen sein, ohne zu altern.
Arnold Hitzstein ist zufrieden
Herr Hitzstein summte zufrieden vor sich hin. Gestern war ein guter Tag gewesen. Er hatte ein halbes Dutzend Bewerber untergebracht. Selbst den anspruchsvollen Herrn von Grafenrausen hatte er zufrieden stellen können. Er hatte nur ein komisches Gefühl dabei gehabt. Irgendetwas stimmte mit der Maria Krone nicht. Er hätte nicht genau sagen können was es war, aber es war nicht normal. Eine typische Haushälterin in 1961 wirkte anders in Sprache und ...
... Ausdrucksweise.
Egal, der Herr von Grafenrausen war ja mit seinen Ansprüchen auch nicht normal gewesen. Nach seinem Eindruck hatte der feine Offizier eher eine elegante Konkubine gesucht als eine fleißige Haushälterin. Seinetwegen mochte es ja auch nur eine Dame zur Repräsentation sein, so wie er gesagt hatte, aber richtig glauben tat er es ihm nicht.
Auf jeden Fall waren beide atypische ‚Kunden' vom Arbeitsamt, so viel war sicher. Da hatten sich vielleicht zwei Exoten gesucht und gefunden.
Jakob steigert sich in seine Idee hinein
Am nächsten Tag hatten sich schon seine Ideen konkretisiert, wie er sie ausstaffieren wollte als seine Haushälterin. Er bekam immer bessere Einfälle. Inzwischen hatte er es längst aufgegeben, ihre Größe minimieren zu wollen, denn das würde nicht funktionieren. Wenn er in sich hineinhörte, dann sah er in ihr mehr seine heimliche Geliebte als nur eine Angestellte. Aber diese Idee verdrängte er geschickt sofort wieder, bevor er einen Ständer bekam, der es ihm nicht mehr ermöglichen würde, seine Gedanken als zufällige Eingebungen des Satans abzutun.
Gleich fühlte er sich erneut schuldig für seine Gedanken, aber es ließ ihn einfach nicht los. Er sah seine hochgewachsene Mutter wieder vor seinem geistigen Auge -- und wie attraktiv er sie damals als Jugendlicher gefunden hatte. Es war eine Sünde, diesen Gedanken zu haben, wenn er gleichzeitig daran dachte, diese seiner Mutter so ähnliche Frau ins Bett zu bekommen -- und er wusste, das würde er bei seinem ...