1. Verhext 01


    Datum: 30.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byspkfantasy

    ... in der Abgeschiedenheit der Suite sein -- und er konnte sich auf die Vorführung der Kostüme beschränken und sagte das auch so. Er war mehr als überrascht, als sie ihm ohne viel Diplomatie widersprach:
    
    „Herr von Grafenrausen, Sie haben per Brief von mir gefordert, dass ich Ihnen Vorlagen für die Erstellung von zwei zusätzlichen kompletten Sets vorführe. In Anbetracht der morgigen Einschiffung bleibt dafür nur der heutige Tag für die Entscheidung über die zusätzlichen Teile und den Auftrag an die Schneiderei, damit bis morgen geliefert werden kann. Daher ist es nur sinnvoll, die Vorführung direkt in der Näherei zu machen."
    
    Er runzelte die Stirn. Er hatte überhaupt keine Lust, mit einer Schneiderin über weibliche Kleidung zu reden. Deshalb hatte er doch genau den Auftrag an sie delegiert. Selbst eine Vorführung durch Elisabeth Krone in der Abgeschiedenheit des privaten Hotelzimmers war schon nicht einfach für ihn bei seiner Befangenheit über weibliche Dinge.
    
    „Fräulein Krone, das ist eine private Angelegenheit zwischen Ihnen und mir. Sobald ich die Kostüme gesehen habe, kann ich eine Entscheidung treffen. Ich möchte nicht mit einer Schneiderin reden, sondern mit Ihnen -- und Sie können meine Entscheidung mit der Schneiderin besprechen."
    
    Damit sollte die Angelegenheit erledigt sein und er erwartete nur noch ihre formale Zustimmung, aber diese kam nicht.
    
    „Herr Kapitänleutnant, zumindest die sehr kurze Kittelschürze muss mit der Unterwäsche abgestimmt sein, damit ...
    ... Ihre ausdrücklichen Anforderungen erfüllt werden. Deshalb habe ich extra einen männlichen Schneider ausgesucht, weil ich mir gedacht habe, dass es Ihnen lieber wäre mit einem Mann zu diskutieren. Oder wollen Sie Ihre Anforderungen im Vertrag ändern?"
    
    Er fühlte, wie er ziemlich rot wurde. Das brachte ihn in eine Zwickmühle. Wenn er seine Anforderungen änderte, dann brachte er sofort seine Autorität noch mehr in Zweifel, wenn er den Vertrag schriftlich anpasste. Und sie hatte schon Zweifel, wenn sie ausdrücklich einen männlichen Schneider ausgewählt hatte. Wie er auch entscheiden würde, es brachte ihn immer in eine unkomfortable Lage. Entweder beschädigte er seinen Ruf als Respektsperson oder er musste eine Vorführung zu dritt akzeptieren. Sie sah ihn abwartend an und er straffte sich:
    
    „Gut, Fräulein Krone, wenn Ihnen das nichts ausmacht, dann können wir gerne zu dem Schneider Ihrer Wahl gehen."
    
    Er sah befriedigt, wie ein Anflug von Röte nun sich auch in ihr Gesicht stahl, aber sie nickte trotzdem ruhig.
    
    In der Schneiderei war er angenehm überrascht, als der Schneider ein höflicher Mann in seinen Fünfzigern war, der ihn sehr sachlich begrüßte und keinerlei Anspielungen machte, die ihn verlegen gemacht hätten.
    
    Zuerst kam sie in einem sehr hellen Lederkostüm, dessen Farbe zwischen hellem Grau und einem dezenten Beige angesiedelt war. Sie hatte ihre blonden Haare in einem strengen Dutt gebunden, aber das passte zum Kostüm sehr gut. Seine Augen leuchteten auf, als er ...
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